Landeshauptstadt: Die Tat wiedergutmachen
„Rückenwind“ vermittelt Sozialdienst / Projekt auf Eis
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Mandy, 15, hat im Streit einer Widersacherin Faustschläge versetzt. Das Jugendgericht verurteilt das Mädchen wegen Körperverletzung zu Sozialstunden. Allerdings weiß die Schülerin nicht, wie und wo sie die ableisten kann.
Weil die delinquenten Jugendliche sich bisher selbst überlassen waren, wurde erst im Oktober Grit Schäfer, Sozialarbeiterin im Verein Rückenwind e.V., als Vermittlerin eingesetzt. Nach nur sechs Wochen Laufzeit aber sei dem Projekt nun zum Jahresende vom Jugendamt gekündigt worden, erklärte die Sozialarbeiterin gestern gegenüber der Presse. Die bisher geleistete Arbeit müsse nun zunächst ausgewertet und die Ergebnisse in den Jugendhilfeausschuss gegeben werden, erklärte Stadtsprecherin Rita Haack die Entscheidung. Für Personal und Material habe die Verwaltung rund 2600 Euro monatlich aufbringen müssen, rechnete Schäfer vor. Ursprünglich sei das Projekt bis Ende 2008 angelegt gewesen.
Die 15-jährige Mandy gehört zu den 22 Jugendlichen, die von der Sozialarbeiterin betreut wurden. Insgesamt würden in Potsdam jährlich 600 jugendliche Straftäter zum Sozialen Hilfsdienst verurteilt. „Es sind die leichten Fälle“, so Schäfer. Darunter vor allem Ladendiebstahl oder Fahren ohne Führerschein. Zwischen 15 und 20 Jahre alt seien die Betreuten. Unter den 22 Jugendlichen seien fünf Mädchen. Mandy habe zunächst in ihrem unentgeltlichen Sozialdienst Möbel für den Secondhand-Verkauf des Rückenwind-Vereins geputzt und später an einem Flyer mitgewirkt. Sie habe nur in die vereinsinternen Bereiche wie Möbelbörse, Fahrradwerkstatt oder Handwerksarbeiten wie Malern oder auch Möbelschleppen vermittelt. „Ich wollte, dass die Jugendlichen etwas tun, das ihnen Verantwortungsgefühl und Einsichten vermittelt“, erklärt Grit Schäfer. Schließlich seien die Sozialstunden als Wiedergutmachung der Tat gedacht. Einsätze im Altersheim oder bei der Essensausgabe in der Suppenküche nannte sie als Beispiele. Das zu ermöglichen, wäre der nächste Schritt der Sozialarbeiterin gewesen. Die Sozialstunden müssten abends oder an Wochenenden liegen, da die Jugendlichen oft Schüler oder Azubis seien. Ihre Zeit ist begrenzt. Über die Jobvermittlung hinaus hat die Sozialarbeiterin außerdem die Aufgabe, mit ihrer Klientel die Ursachen für die Straftat zu erforschen und ihr Perspektiven aufzuzeigen, damit sie nicht wieder rückfällig wird. „Einer war allerdings schon zweimal hier“, gesteht Grit Schäfer. Auch das muss ausgewertet werden. Sozialarbeiterin und Verein hoffen jetzt auf den Jugendhilfeausschuss, der das Projekt auf die Tagesordnung nehmen will. „Vielleicht gibt es ja eine Verlängerung“, so Schäfer. N. Klusemann
N. Klusemann
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