Landeshauptstadt: Die Toilette ist im Kleiderschrank
PNN-Leser haben die Flöße des „Havelmeer“-Hafens vor der Eröffnung am Samstag ausgiebig getestet
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Im Takt der Wellen schaukelt das kleine Haus-Floß am Steg des „Havelmeer“-Freizeithafens hin und her. Während sich im Havelwasser das Äußere der mattblau lackierten Hütte spiegelt, geraten im Inneren Lehrerin Petra Müller und ihr Sohn Henry ins Staunen: „Das ist wirklich gut durchdacht“, sagt sie. In der sieben Quadratmeter-Hütte ist für fast alles gesorgt: Ein nach Lerchenholz duftender Kleiderschrank beherbergt eine Not-Toilette, gegenüber steht ein Gasherd, es gibt Steckdosen, eine Kühlbox und aus einem Autoradio dudelt 70er-Jahre-Musik. So kann der Wasserurlaub gelingen.
Am Mittwochabend trafen am Kiewitt gegenüber der Unteren Planitz die ersten fünf Charterflöße des neuen Freizeithafens ein. Sechs Leser der PNN und der Potsdam am Sonntag begleiteten die Flöße auf dem letzten Abschnitt ihrer Jungfernfahrt – von Ketzin bis nach Potsdam. Am Samstag um 13 Uhr soll hier der neue Wasserwander-Rastplatz eröffnet werden. Auf dem knapp 2400 Quadratmeter großen Grundstück des ehemaligen Ausflugslokals „Havelgarten“ ist ein Biergarten samt Cocktailbar und Lounge entstanden. Für Wasserreisende – oder die es auf einem der zu charternden Flöße werden wollen – gibt es Duschen, Toiletten und Waschmaschinen.
Selber einmal das Steuerrad zu übernehmen, ist leichter als gedacht: PNN-Leserin Gudrun Zitzke hat die Zeit hinter dem Lenkrad des rund sieben Meter langen und drei Meter breiten Floßes genossen. „Man muss vorsichtig drehen, das Floß reagiert ziemlich gut“, sagt die Rentnerin aus Groß Glienicke. Auf den in etwa Kniehöhe befindlichen Leitstand zu steigen, war für sie kein Problem. „Das schaff ich“, sagt sie.
Auch Havelmeer-Chef Mathias Schubert ist nach der gelungenen Jungfernfahrt glücklich. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Yves Takke hat der 34-jährige Kauffmann und Inhaber von mehreren O2-Telefonläden rund 2,6 Millionen investiert, darin enthalten sind auch Tourismus-Fördermittel des Landes Brandenburg. „Das Konzept ist aufgegangen“, schwärmt Schubert schon vor Eröffnung. Die Flöße kommen an, wer im Juni, Juli oder August fahren will, wird kaum noch ein freies finden. Die Freizeitkapitäne kämen aus ganz Deutschland. Weitere Flöße sind schon in Arbeit.
Die Flotte soll auf 15 Mini-Haus-Flöße wachsen. Auch ein Fest-Floß und vier Luxus-Flöße, mit Sauna, Kamin, Fernseher und Dachterrasse soll es geben. Alle Boote laufen in Havelberg vom Stapel, alle können ohne Bootsführerschein gefahren werden. Der Trick: Der unter einer Aluabdeckung versteckte Außenbordmotor leistet nur acht PS. Das Floß fährt nicht schneller als sechs km/h. Nach einer kurzen Einweisung darf jeder in See stechen.
Die Haus-Flöße bieten Platz für maximal acht Personen, Schlafplätze gibt es fünf. Je nach Saison kosten sie 112 bis 160 Euro pro Tag. Petra Müller und ihr Sohn Henry können sich so einen Urlaub gut vorstellen: „Uns hat das gefallen“, sagt sie. Man lerne die Natur- und Wasserlandschaft mit einer anderen Geschwindigkeit kennen: „Wir haben gelernt, dass Laufen schneller wäre, aber wer kann schon übers Wasser laufen?“ Tobias Reichelt
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