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Landeshauptstadt: Die Tür steht immer offen

Vom Bodenreformland zur Kleingartenanlage: Sparte Bornstedter Feld

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Vom Bodenreformland zur Kleingartenanlage: Sparte Bornstedter Feld Von Erhart Hohenstein Schon gut acht Jahre liegt es zurück, als Bernd Matelowski seine kleine Tochter von einer Gartenparty abholte. Sie war dort zu einem Kindergeburtstag eingeladen. Das idyllische Fleckchen Erde mit Blumenrabatten, Obstbäumen und Gemüsebeeten beeindruckte ihn. Und seine Freundin fragte: „Wollen wir uns nicht auch nach einem Garten umsehen?“ Folgerichtig sitzen die Matelowskis seit 1996 auf der Parzelle Kirschallee 108 im Kleingartenverein Bornstedter Feld, mit 152 Gärten einer der größten in Potsdam. Hier überließ ihnen ein älteres Ehepaar seinen Garten, und der aus der Baubranche kommende Kleinunternehmer baute zunächst die Laube mit eigener Hände Arbeit wohnlich aus. Inzwischen ist er aber auch ein gestandener Kleingärtner geworden. Er freut sich, wenn`s blüht und grünt, lauscht den Vögeln, die in den Bäumen singen, und ärgert sich über die Schnecken, die seinen Zucchini anfressen. Immer wieder probiert er neue Kulturen aus. „Für uns ist der Garten zu einer echten Zuflucht geworden“, stellt der Anfangvierziger fest. Die Tür der Parzelle 108 steht für jedermann offen, denn Bernd Matelowski führt seit zwei Jahren den Vorsitz des Vereins. Es ist eine ungewöhnliche Anlage, in der die Kleingartenflächen immer wieder von Einfamilienhausgrundstücken unterbrochen werden. Das erklärt sich aus der Geschichte des Vereins, über die Arno Pottrich als einer der Vorgänger des Vorsitzenden berichtet. Auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes war 1946 an der sich lang hinziehenden Kirschallee ein 100 m breiter Streifen als Bodenenreformland an Umsiedler und Landarbeiter vergeben worden. Die Lose waren nur je 1200 – 1400 Quadratmeter groß. Das war zu wenig, um eine Familie zu ernähren, und so übergaben manche später ihre Fläche an die Stadt, die sie in je vier Parzellen aufteilte und an Kleingärtner vergab. Die schlossen sich in den 50er Jahren zum Verein zusammen. Andere behielten ihr Land oder erhielten es nach der deutschen Wiedervereinigung zurück und bauten sich darauf ein Haus. Daraus ergab sich die zersplitterte Struktur. Bernd Matelowski geht also weite Wege, wenn er mit den Gartenfreunden sprechen möchte. Heute führen sie ihn zu einem jungen Paar; es bewirtschaftet seine Parzelle direkt an der Grenze zum Wohngebiet, das der Entwicklungsträger Bornstedter Feld am BUGA-Park baut. Zwischen Außenhecke und Erschließungsstraße ist kein Abstand gelassen worden, es staubt in den Garten. Vor Monaten öffnete sich noch der Blick auf das Belvedere Pfingstberg, jetzt wird er durch ein knallbuntes, einem großen Bienenkasten ähnelndem Wohnhaus verstellt, von dem aus man den beiden jungen Leuten auf den Teller und in die Hollywoodschaukel gucken kann. Das finden sie überhaupt nicht gut, aber der Vorsitzende wird ihnen in dieser Frage kaum helfen können. Sein Besuch zeigt jedoch, wie er sich für die Mitglieder engagiert. Das gilt ebenso für die Durchsetzung des Bundeskleingartengesetzes. Auch wenn Bernd Matelowski manche Bestimmung dieses dem Osten übergestülpten Gesetzeswerks nicht akzeptiert, lässt er nicht locker, beispielsweise was die Drittelregelung für den Gemüseanbau oder das Verbot von Waldbäumen betrifft. „Diese Vorschriften durchzusetzen, ist einfach notwendig, wenn wir unseren Status als Gartenverein mit dem günstigen Pachtzins bewahren wollen“, stellt er klar.

Erhart Hohenstein

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