Von Michael Meyer: Die Unentbehrlichen
Zahlreiche Potsdamer Kampfrichter und Helfer wirken bei den Leichtathletik-WM im Hintergrund
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Detlef Engel wird die nächsten neun Tage mit einer Stoppuhr in der Hand verbringen. Der Potsdamer fungiert ab morgen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften als Zielrichter. „Dann werde ich gemeinsam mit sechs weiteren Kampfrichtern für die Handzeitnahme zuständig sein“, erklärt der 63-Jährige seine Aufgabe im Berliner Olympiastadion. Dort erlebt Engel, der beruflich als Zöllner bei der Bundesfinanzdirektion Mitte tätig ist und im nächsten Jahr in Rente geht, seine vierten internationalen Leichtathletik-Titelkämpfe als Mann in Weiß nach den Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart, den Behinderten-WM im Jahr darauf in Berlin und den Senioren-Europameisterschaften 2002 in Potsdam. „Die jetzigen WM werden für mich nochmal ein Highlight und ein schöner Abschluss meiner jetzt dreißigjährigen Kampfrichtertätigkeit sein“, meint der Unparteiische, der sich selbst einst aktiv im Orientierungslauf versuchte, 1979 als Lauf-Kampfrichter begann, später zum Wurf/Stoß-Bereich wechselte und in den Jahren nach der Wende „in Potsdam bei allen großen Wettkämpfen Leiter der Kampfgerichte war“, so Engel. „Meine Nachfolgerin habe ich mir inzwischen auch schon ausgesucht: Annett Rudolph.“
Annett Rudolph und ihr Mann Michael aus Wilhelmshorst werden jetzt die Leichtathletik-WM ebenfalls aus dem Kampfrichter-Blickwinkel erleben. Während sie in der Mitarbeiterbetreuung eingebunden ist, wird er als Obmann der Startordner mit dafür sorgen, dass alle Läufer pünktlich am Start stehen. Zu den unentbehrlichen Frauen und Männern im Hintergrund gehören als Kampfrichter unter anderem auch Laura Bernatzki, Anja Böhme und Martin Haase aus Potsdam, Janice und Uwe Menzerrat aus Werder sowie Detlef Thrun aus Teltow. Volkmar Scherf, Hallenwart im Potsdamer Luftschiffhafen, wird im Sprungbereich eingesetzt werden.
Und dann werden da noch 30 junge Leichtathleten des SC Potsdam und ihre Trainer Axel Richter, Doreen Lehnigk, Toralf Neumann und Tino Lang über die Laufbahn wuseln, wenn die Hürden- und Hindernis-Läufe anstehen. Sie werden täglich aus dem Luftschiffhafen ins Olympiastadion fahren, um dort die Hürden und Startblöcke auf- und abzubauen, sich um die Hindernisbalken und Bahn-Aufsteller zu kümmern. „Es wollten weit mehr Sportler mit, wir mussten aussuchen“, sagt Axel Richter, der Chefcoach der SC-Leichtathleten, die am Dienstag und Mittwoch extra noch mehrere Stunden lang alle nötigen Handgriffe im heimischen Stadion trainierten, damit nun alles reibungslos klappt. „Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt ein ziemlich gut eingespieltes Team sind“, meint nun die 18-jährige Speerwerferin Sarah Mayer. Mit Gordon Wolf gehört auch der aktuelle Junioren-Weltmeister und -EM- Zweite im Diskuswerfen zur Helferschar. „Ist doch schön, wenn man so bei einer Heim-WM dabei sein und viele Stars aus der Nähe erleben kann“, erklärt das 19-jährige Kraftpaket. Während für die für Hürden und Hindernisse zuständigen jungen Athleten der kommende Donnerstag die letzten Aufgaben bereit hält, müssen die im Startbereich eingesetzten Potsdamer bis nächsten Sonntag noch voll durchziehen. „Das wird bestimmt interessant – für mich selbst aber auch eine harte Zeit“, ahnt die davon betroffene Hochsprung- Trainerin Doreen Lehnigk. „In der Zeit werde ich meinen sieben Monate alten Sohn Fynn Linus nur selten sehen “
Ihre Generalprobe vor dem heißen WM-Start am Samstag hatten Potsdams Kampfrichter und WM-Helfer gestern Nachmittag mit dem U23-Länderkampf zwischen Deutschland, Polen und einem gemischten Team Österreich/Schweiz. „Es hat alles gut geklappt, der Technische Delegierte des Weltverbandes IAAF war mit unserer Arbeit zufrieden“, so anschließend Axel Richter.
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