Landeshauptstadt: Die Venus im Militärzelt
Der Filmpark Babelsberg zeigt Originalrequisiten aus dem Film „Monuments Men“
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Nur langsam, unter dem argwöhnischen Blick des Wachpostens, öffnet sich die Schlagbaumschranke und gibt den Weg zu den olivgrünen Zelten frei. Überall stapeln sich Ölfässer und Kisten. Über dem Feuer köchelt eine Gulaschsuppe. Streng bewacht steht ein großes Zelt in der Mitte – vollgestopft mit Gemälden, Skulpturen und Goldbarren.
Das „Military Camp“ ist die neue Attraktion der Medienstadttour im Filmpark Babelsberg, die ab dem 1. Mai für Besucher zugänglich sein wird. Es besteht aus den Originalrequisiten des unter anderem in Babelsberg gedrehten Hollywood-Blockbusters „Monuments Men“ von und mit George Clooney. Der Film erzählt die wahre Geschichte einer Spezialtruppe der Alliierten, der „Monuments, Fine Arts, and Archives Section“, die von 1943 bis 1946 Kunst vor den Nazis sicherstellte.
„Unsere Sammlung an berühmten Filrequisiten von Dreharbeiten in Babelsberg wird dadurch um ein weiteres Highlight erweitert“, sagt Filmparkchef Friedhelm Schatz: „Die Besucher sind somit mittendrin und unsere Tourguides werden viel zu erzählen haben.“
Die Besucher können das Camp in einer geführten Tour erkunden. Bei der sogenannten Medienstadttour können jeweils bis zu 30 Personen unter anderem das Set des RTL-Seriendauerbrenners „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder das Mauerset aus dem Film „Der Baader Meinhof Komplex“ besichtigen, erklärt Filmparksprecherin Liane Nowak.
Das Originalset und die Dekorationen zu „Monuments Men“, der bei der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, wurden von dem international erfolgreichen Setgestalter Bernhard Henrich produziert. Er produzierte auch Kulissen für Filme wie „Die Unendliche Geschichte III“ oder „Prinz Eisenherz“ von 1997. Letztere waren auch Inspiration für das gleichnamige Erlebnisrestaurant im Filmpark.
„Es ist ein großes Glück für uns, dass George Clooney auf viele originalgetreue Requisiten bestanden hat“, sagt Matthias Voß vom Filmpark. „Bei großen Filmproduktionen wird ja heutzutage fast nur noch mit Greenscreen gearbeitet.“ Der Verzicht auf die grüne Wand, mit deren Hilfe später per Computer Landschaften oder Ähnliches eingefügt werden können, kommt nun auch den Besuchern des Filmparks zugute.
„Natürlich kann das Camp nur einen kleinen Teil der Originalrequisiten zeigen“, erkärt Oliver Humke, der technische Leiter des Filmparks. „Im Film gab es Tausende Ölfässer und Kisten, hier liegt nur ein Bruchteil.“ Für ihn lag die Herausforderung vor allem darin, das Set so herzurichten, dass es für die Besucher auch zugänglich ist. „Vor sechs Wochen standen wir hier noch auf einer leeren grünen Wiese“, erzählt er. Vieles sei bei der Planung der neuen Filmparkattraktion zu beachten gewesen. So musste besonders für die Sicherheit des Publikums gesorgt werden. „Filmparkbesucher bewegen sich ganz anders in so einem Set als beispielsweise Schauspieler“, sagt Humke. Auch das Arrangement der Requisiten hätte man anders durchdenken müssen. Wo beim Film die Rückseite einer Mauer eben nur nach Kulisse mit Stützen aussehen muss, wollte man es für das Publikum im Filmpark etwas echter aussehen lassen. „An anderer Stelle möchte man dann aber auch genau diese Tricks des Films zeigen“, sagt Humke: „Somit muss man über jedes Fass und jede Kiste genau nachdenken.“
Das Herz des Camps bilde das große Zelt mit den Kunstgegenständen, die im Film gerettet worden sind. Dort entsteht fast der Eindruck, man befindet sich im Depot eines großen Museums: Auf der einen Seite steht die Skulpturengruppe „Die Bürger von Calais“ von Auguste Rodin, in einer Ecke, auf die Seite gedreht lehnt das Gemälde „Die Bauernhochzeit“ von Pieter Bruegel dem Älteren und ganz versteckt in der Ecke findet sich auch ein Van Gogh. Über allem strahlend erhebt sich außerdem Sandro Botticellis „Die Geburt der Venus“ so täuschend echt, dass man meinen könnte, das Gemälde wäre tatsächlich den Florentiner Uffizien entwendet worden. „Das sind natürlich Kunstdrucke“, sagt Humke lachend: „Aber eben verdammt gute.“ Um die Illusion eines Ölbildes zu erschaffen, würde man die Kopien tatsächlich mit einem speziellen Öl überziehen, sodass die Bilder in einer Nahaufnahme so originalgetreu wie möglich aussehen.
Die Skulpturen seien hingegen aus Gips hergestellt, wobei Humke diesbezüglich noch ein Geheimnis verrät: „Die verhüllten Skulpturen, die Sie hier und auch im Film sehen, sind tatsächlich nur Attrappen. Sie bestehen nur aus einem Holzgerüst mit Drahtgestell drüber und dann eben dem Tuch zur Verhüllung.“
Neben der Kunst beherbergt das Zelt auch diverse Geldbündel, einen Goldbarrenschatz und eine Kiste mit Eheringen. „Man muss einfach so detailverliebt sein, um die perfekte Illusion für den Zuschauer aufzubauen“, sagt der Filmtechniker: „Nur dann kann er ganz und gar in der Filmwelt versinken.“
Die PNN verlosen drei Familienkarten für den Filmpark an die ersten drei Anrufer, die sich heute ab 10 Uhr unter der Telefonnummer (0331) 2376 116 melden.
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