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Landeshauptstadt: Die Vierlinge fahren vor

Babelsberger „Quartett“ feierte ersten Geburtstag – und muss wegen gefrorener Straße auf Ausflüge verzichten

Stand:

Der Ford Transit mit den sechs Kindersitzen an Bord steht nicht vor dem Haus der Küblers im Hohen Weg. Er parkt oberhalb, an der Allee nach Glienicke. 6200 Euro hat er gekostet und er hat 60 000 Kilometer auf den Achsen. Bevor Josephine und Andreas Kübler den Wagen mit Hilfe der Regine-Hildebrandt-Stiftung kaufen konnte, fuhr ihn eine Familie, die ebenfalls achtköpfig war.

Am 3. Februar 2005 bekamen die Schwestern Katharina und Beatrice mit einem Mal vier Geschwister hinzu, Charlotte, Franziska, Johanna und Alexander. Gestern kam Oberbürgermeister Jann Jakobs in den Hohen Weg, um den Babelsberger Vierlingen zum ersten vollbrachten Lebensjahr zu gratulieren. Bei diesem Besuch blieben Hosen und Schuhe des „Patenonkels“ unbeschmutzt, denn der sonst so moddrige Hohe Weg ist fest gefroren. Er hat sich, wie der Vierlings-Vater sagt, in eine Eispiste verwandelt. Das ist der Grund, warum der Ford Transit oben an der Straße parkt. Er hat Hinterradantrieb und kommt auf dem glatten Untergrund die Auffahrt zur Allee nicht hoch. Das ist aber auch der Grund, warum die Vierlinge seit vier Wochen keinen Ausflug an die frische Luft machen konnten. Einmal hat Mutter Josephine versucht, die Kinder einzeln zum etwa 100 Meter entfernt stehenden Auto zu bringen. „Nach dem zweiten Baby hat sie aufgegeben“, berichtet Andreas Kübler. Der wahre Alptraum aber wurde im Herbst Realität: Der Vierlings-Kinderwagen war an der maroden Bordsteinkante abgerutscht und umgestürzt. Die Babys fielen heraus – blieben aber unverletzt.

Vater Kübler schrieb Eingabe über Eingabe. Wie es CDU-Stadtfraktionschef Götz Friederich, der gegenüber wohnt, nur schaffe, immer mit sauberem Schuhwerk in die Stadtverordnetenversammlung zu gelangen, soll der Oberbürgermeister nach einem Besuch in der moddrigen Stichstraße schon gewitzelt haben.

Nun aber wird der Hohe Weg doch noch Straße. Die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz habe Andreas Kübler fest versichert, dass der Hohe Weg nach der Verlegung neuer Leitungen auf Stadtkosten befestigt wird – sobald der Frost vorüber ist.

„Patenonkel“ Jakobs kam gestern nicht mit leeren Händen zur Geburtstagsparty: In dem mit Happy-Birthday-Luftballons und einer Kerze geschmückten Geschenkpaket fanden die Kinder ein „Motorik-Center“ in Form eines Würfels, an dessen Seitenflächen verschiedene Spielsachen zur Verfeinerung der kindlichen Handbewegungen angebracht sind. Zum Beispiel ein Xylophon, auf das der mit fünf Schwestern gesegnete Alexander mit Freude eindrosch. „Beim nächsten Mal bringe ich für ihn ein Schlagzeug mit“, scherzte der Oberbürgermeister, der sich für den Jungen stark machte: „Lasst den Alexander doch auch “mal spielen, er ist doch in der Minderheit.“

Übers Jahr hat sich die Familie Kübler auf die Verdopplung ihrer Mitgliederzahl eingestellt. Ein Anbau für ein 40 Quadratmeter großes Zimmer wurde errichtet, in der kommenden Woche sollen die letzten baurechtlichen Abnahmen erfolgen. Mutter Josephine freut sich darauf, „dass wir endlich alle zusammen Mittagessen können“. Solange die Vierlinge Babys waren, erfolgten die Mahlzeiten im Schichtbetrieb. „Man ist eigentlich nur am Essen machen“, berichtet sie von ihrem außergewöhnlichen Alltag, in dem sie von Tagespflegemutter Angelika Schmidt und „Oma“ Maria Laas unterstützt wird. Die schwierigste Phase am Tag sei die Zeit am Abend: „Alle sind müde, hungrig und wollen gleichzeitig ins Bett“, so Josephine Kübler. Wie Kinderärztin Angelica Jacob gestern sagte, haben sich die Vierlinge gut entwickelt, und seien „außergewöhnlich stabil“. Vater Kübler hatte sich nach entsprechender Lektüre über die Entwicklungsprobleme von Mehrlingen allergrößte Sorgen gemacht. Doch es kam anders, keines der vier war bisher krank, abgesehen von Schnupfen. Mutter Kübler freut sich auf den Sommer und aufs Baden gehen, weiß aber, dass sie mehrere Hände braucht, um alle über Wasser zu halten.

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