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Landeshauptstadt: Die Villa Persius und nur die Villa Persius

„Veränderungssperre“ für die Ecke Hegelallee/Schopenhauerstraße / Seidel: „Wir finden jemanden“

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Jägervorstadt - Die Villa Persius ist tot, es lebe die Villa Persius. So könnte das Fazit der Entscheidung des Bauausschusses am Dienstagabend lautet. Mit großer Mehrheit befürwortete der Ausschuss auf Antrag der Stadtverwaltung eine Bekräftigung und Konkretisierung des immerhin schon über 17 Jahre alten Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan Nr. 20 „Am Obelisk“ aus dem Jahre 1991. Den Staub von dem alten B-Plan zu pusten war notwendig geworden, da die Treuhand Liegenschafts Gesellschaft (TLG) als Eigentümerin des Grundstückes an der Ecke Hegelallee/Schopenhauerstraße nun aktuell eine Bauvoranfrage an die Stadt gerichtet hat.

Den von der Patschke Planungsgesellschaft erstellten TLG-Pläne zufolge sollte die dort einst stehende Villa Persius, Wohnhaus des gleichnamigen Potsdamer „Architekten des Königs“, von der Hegelallee aus gesehen zwar wiedererstehen. Jedoch sehen die Pläne, wie Stadtplanungschef Andreas Goetzmann erläuterte, ebenso eine weitaus größere Bebauung „in der Tiefe“ entlang der Schopenhauerstraße vor, als es die im Krieg zerstörte Villa Persius darstellte. Wichtige Sichtachsen aus dem Welterbepark Sanssouci – von der Hauptallee aus oder durch das Dreikönigstor auf die Anhöhe von Weinberg und Jägervorstadt – würden durch die Persius-Villa in XXL-Ausführung gestört. Schwerwiegende Konflikte mit den Welterbe-Hütern seien zu befürchten, würden die TLG-Pläne realisiert. Goetzmann zufolge begründet die TLG ihr Vorgehen mit einer zu geringen Wirtschaftlichkeit einer reinen und originalgetreuen Rekonstruktion der Persius-Villa.

Die Ausschussmitglieder hatten nun zu entscheiden, ob sie der von jedem recht und billig denkenden Potsdamer dringlich erwünschten Entwicklung dieses Areals nach den TLG-Wünschen zustimmen – indem sie den Verwaltungsantrag ablehnen. Immerhin ist das äußerst attraktive Fleckchen Potsdam, Nahtstelle zwischen der Innenstadt und dem Sanssouci-Welterbe, derzeit mit – wie es im Antragstext heißt – „untergeordneten Lager- und Verkaufseinrichtungen und Kiosken“ bebaut. Dazu gehört ein in den 70er Jahren errichteter Flachbau für einen „Intershop“, der heute als Fahrradladen genutzt wird. Diese Bebauung stelle eine „erhebliche Störung der städtebaulichen Gesamtsituation dar“, wie es in der Vorlage heißt.

Die Abgeordneten entschieden sich städtebaulich betrachtet für die Taube auf dem Dach und gaben der B-Plan-Bekräftigung eine satte Mehrheit. Damit bleiben sie bei dem seit langer Zeit formulierten Ziel einer Rekonstruktion des Wohnhauses des Hofarchitekten Ludwig Persius. Die Bekräftigung des B-Plan-Aufstellungsbeschlusses kommt Goetzmann zufolge einer „Veränderungssperre“ gleich – alles bleibt wie es ist. Auch auf die Gefahr hin, wie Goetzmann gestern sagte, „dass wir nun noch ein, zwei Jahre auf die Realisierung der Villa Persius warten“. Die TLG war gestern noch „nicht aussagefähig“, da sie den Bauausschuss-Beschluss erst noch „prüfen und werten“ muss, so Olaf Willuhn, Sprecher der TLG- Niederlassung Berlin-Brandenburg.

In der Debatte hatte sich insbesondere Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) gegen einen größeren Bau ausgesprochen, da gerade Persius für ein „kunstvolles Spiel mit den Kuben“ stand, das durch bauliche Ergänzungen gestört würde. Christian Seidel (SPD) begrüßte die Entscheidung: Über „kurz oder lang“ werde sich jemand für die Villa Persius finden. Seidel in Anspielung auf Springer-Chef Matthias Döpfner: „Für die Villa Schöningen haben wir ja auch jemanden gefunden.“

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