Landeshauptstadt: Die Wahnsinnsantwort des Uli Hoeneß
Christian Ulmen sprach vor Potsdamer Studenten über seine Karriere und neue Projekte
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Gespannt warten rund 40 Studenten und Studentinnen im Studio des Medieninnovationszentrums Babelsberg (MIZ). Kurz nach 17 Uhr ist es endlich so weit. Christian Ulmen betritt das Studio. Mit einem freundlichen „N’Abend“ lächelt Ulmen in die Runde. Das Lächeln eines Sympathen. Das ganze Studio muss lächeln und grüßt höflich zurück. Mit seiner ironischen Art schafft er es in nur wenigen Sekunden, eine Fragerunde in einen entspannten Plausch zu verwandeln.
Ulmen ist der Star einer Veranstaltung, die womöglich in Serie gehen wird. „RundUm“ heißt sie und soll Interessierten ermöglichen, mit medienerfahrenen Personen ins Gespräch zu kommen und sich über die Möglichkeiten auszutauschen, die neue Medien bieten. Im Fokus der Auftaktveranstaltung stand die Verknüpfung von Fernsehen und Internet zum sogenannten Web-TV. Ulmen ist prädestiniert dafür, gilt er doch als einer der wichtigsten Vertreter des Web-TV in Deutschland. Denn neben seinen Rollen in verschieden Kinofilmen, wie zum Beispiel „Herr Lehmann“, in dem er die Titelrolle spielte, ist der 38-Jährige derzeit vor allem im Internet präsent. Auf seiner Plattform Ulmen.tv präsentiert er verschiedene Videos, in denen er in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft.
Ulmen, der einige Jahre in Potsdam lebte und dessen Sohn immer noch in Potsdam zur Schule geht, spricht vor den Studenten nicht nur über die neuen Möglichkeiten, die das Internet dem Fernsehen bietet. Die Studenten wollen auch wissen, ob er jemals daran geglaubt hat, einmal ein so bekannter Entertainer zu werden. „Ja, es war mir klar, dass ich das schaffe,“ sagt er und lacht. Es sei ihm auch nichts anderes übrig geblieben, als daran zu glauben, räumte Ulmen augenzwinkernd ein. Er habe keine Ausbildung gehabt, kein Studium absolviert und seine Arbeit beim Radio habe ihm auch noch sein Abitur versaut, so Ulmen weiter. „Egal, wie schwierig der Weg einem auch vorkommt, man muss dem Glück auch mal eine Chance geben.“
Schon mit zwölf Jahren hatte Ulmen seinen ersten Auftritt im Radio. Damals habe er ein Kochrezept für Gänseblümchenquark vorgelesen, erzählt er amüsiert. Nach zahlreichen Moderationen und Produktionen gründete er 2008 sein Unternehmen Ulmen Television GmbH. Dort produziert und veröffentlicht er verschiedenste Shows und Serien. Mit seinem Unternehmen nimmt er auch sein neues Projekt „Deutscher Preis“ in Angriff, das vom MIZ gefördert wird. Mit der neuen Show, die höchstwahrscheinlich im Web-TV zusehen sein wird, will Ulmen satirisch auf die aktuelle Flut von Preisverleihungen in Deutschland anspielen. Im MIZ fand man die Idee so charmant, dass sich der Entertainer nun über eine Förderung freuen darf.
Für Ulmen hat die Zuwendung nicht nur finanzielle Vorteile, sie bedeutet auch mehr kreative Freiheit: „Wir müssen beispielsweise keinen Fernsehredakteur in Stunde Null mitreden lassen, sondern können den Deutschen Preis vom Papier bis zur Bühne so gestalten, wie wir ihn haben wollen“, sagte er gegenüber der PNN. „Bambi, Deutsche Kamera und etliche andere Preise werden jährlich vergeben. Ewig dauernde Lobreden und Tränen sind Pflichtprogramm. Selbst Bushido hat ja einen Bambi für Integration erhalten“, erzählt er lachend.
Ulmen hat selbst inzwischen eine ansehnliche Kollektion im Schrank stehen: Unter anderem erhielt er den Adolf-Grimme-Preis und den Bayrischen Filmpreis. „Wir wollen mit dem Deutschen Preis eine weitere Preisverleihung abliefern. Nur, dass unser Preis nicht nur einmal im Jahr vergeben wird. Wir vergeben ihn gleich einmal pro Woche“, sagt er den Studenten. In verschiedenen Kategorien soll der Preis an bekannte Persönlichkeiten verliehen werden. Zum Beispiel erhalte FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß – der sich bekanntlich wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten muss – einen in der Kategorie „Wort“, für eine Antwort in einem bekannten Interview der „Zeit“. Auf die Frage des „Zeit“-Journalisten: „Was machen Sie in diesen schlaflosen Nächten?“, antwortete Hoeneß: „Ich wälze mich und wälze mich. Und dann wälze ich mich noch mal.“ „Wahnsinn, diese Antwort“, findet Ulmen und lächelt. Natürlich sei der Preis etwas ironisch zu verstehen, so Ulmen. Er hoffe, dass einige Ausgezeichnete kommen werden und ein bisschen über sich selbst lachen können.
Potsdam, bekennt Ulmen, sei für ihn der schönste Ort in der Nähe Berlins. Er erwäge sogar, wieder nach Potsdam zu ziehen. In der kommenden Woche ist Ulmen im echten Fernsehen zu sehen, als Kommissar im ARD-„Tatort“. Die Zusage für die Rolle hat er übrigens in Potsdam bekommen – in der Babelsberger Wohnung der Regisseurin Franziska Meletzky.
Lukas Berg
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