Landeshauptstadt: Die Wärme aus dem Wald
Heizen mit Holz, weil es nachwächst – oder weil die EWP nicht zügig genug mit Fernwärme zur Stelle ist
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Das Angebot, das ihm die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) machte, gefiel ihm nicht. Rexhep Hoti, in Berlin lebender Besitzer des Potsdamer Wohnhauses Behlertstraße 1, suchte nach einer alternativen Beheizung für sein 900-Quadratmeter-Mehretagenhaus – und fand sei bei den alternativen, regenerativen Energien. Sein Haus wird fortan mit Holzhackschnipseln beheizt. Aber es war nicht allein der ökologische Gedanke, der ihn zu nachwachsenden Energieträgern greifen lies. Ebenso führt Hoti nicht allein die ständig steigenden Gaspreise als Motiv an.
Bei der EWP hätte Hoti vielmehr nach eigener Aussage 8000 Euro Anschlussgebühren für eine Gasheizung bezahlen müssen. Für den Bestand dieser Heizung gab die EWP aber nur eine Garantie von fünf Jahren. Dann hätte Hoti auf Fernwärme umrüsten müssen. Die Anschlusskosten wären ihn wiederum mit 20 000 Euro in Rechnung gestellt worden. Denn die Fernwärmeleitung würde dann 20 Meter von seinem Haus vorbeiführen, so dass eine Anschlussleitung nötig wäre. Die koste Hausbesitzer Hoti zufolge eben 800 bis 1200 Euro pro Meter.
Nun heizt Hoti also mit Holz, genau genommen mit Hackgut, auch Hackschnitzel genannt. Das kommt aus den Berliner Forsten und wird mit Tankwagen angeliefert und vom Wagen direkt in ein Lager im Keller eingeblasen. Die Holzheizung ist nach Angaben Hotis mit 25 000 Euro zwar sehr viel teurer als eine Gasheizung, die 8000 Euro gekostet hätte. Doch nach vier bis fünf Jahren habe sich eine solche Anlage gerechnet, erklärt Dirk Wächter vom Planungsbüro „umweltgut.de“, das die alternative 80-Kilowatt-Anlage einbaute. Hackgut koste bei gleicher Wärmeleistung in etwa nur halb so viel wie Erdöl- oder -gas. Wächter zufolge unterscheide sich Hackgut positiv von Holzpellets, deren Preis nach der Ölkrise im Sommer 2005 um 30 Prozent stieg. Eine Tonne Holzpellets koste derzeit 245 Euro, ein Schüttraummeter Hackgut dagegen 28 Euro – und vier Schüttraummeter Hackgut entsprechen einer Tonne Holzpellets.
Wächter zufolge gibt es in Brandenburg noch keine Tradition, mit Holz zu heizen. „Es ist schwierig nachzuvollziehen, dass sich die Heizungsanlage das Holz selber nimmt“, so Wächter. Über eine moderne Fördereinrichtung holt sich der Holzbrenner den Brennstoff selbst aus dem Lager.
In Österreich werde dagegen derzeit so gut wie jeder Neubau mit einer Holzheizung ausgestattet. In Ostdeutschland habe er etwa 100 dieser Anlagen installiert, in Potsdam fünf. Gegenüber in der Hans-Thoma-Straße laufe eine mit 110-Kilowatt-Leistung. Durch die gut dosierte Luftzufuhr verlaufe die Verbrennung des Holzes „ohne sichtbare Abgase“, sagt Wächter. Wie Haussanierer Hoti zeigt, ist auch die entstehende Aschemenge gering. Er versichert, die niedrigen Betriebskosten der Holzheizung kämen seinen Mietern zugute: „Sie werden davon profitieren.“
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