Landeshauptstadt: Die Wäscherin in der Archivbox
Fundstücke und Visionen zur Schiffbauergasse/Studentenausstellung einmal ganz anders
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Fundstücke und Visionen zur Schiffbauergasse/Studentenausstellung einmal ganz anders „Die Schiffbauergasse“, sagt Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz, „ist im Moment der spannendste Ort, den Potsdam zu bieten hat“ und die Ausstellung „Fundstücke und Visionen“, die Dozenten und Studenten der Fachhochschule Potsdam zusammengestellt haben, nennt sie „außergewöhnlich“. Und das ist diese Schau auch. „Wir wollten nicht chronologisch nach Jahrhunderten vorgehen und mit der dort gefundenen steinernen Streitaxt beginnen“, erläutert denn auch Nicola Lepp, die das Werden der Schau maßgeblich betreut hat, „sondern wir wollten zeigen, wie die Menschen dort gewohnt, gearbeitet, marschiert und gelebt haben.“ Und fügt hinzu: Man habe die Form eines Archivs für die Ausstellung gewählt. Der erste Blick in den Container neben der Reithalle B zeigt denn auch ein „Archiv“ aus schwarzen Kästen und Schubladen, der zweite erschließt eine ganze Reihe von Schätzen, die die Studenten zusammengetragen haben. So manches wurde auch von den Potsdamern aus ihren Kisten und Kästen geholt und zur Verfügung gestellt. Da ist u.a. eine Fotografie zum Thema „Spielen“. Ein junges Mädchen hüpft über den Hof der Leibgarde-Husaren-Kaserne. Es ist die Tochter des Husaren und Kantinenpächters Stollorz, den selbst der Kaiser beehrte. Fotos davon hat die heute noch lebende Enkelin gestiftet. Oder die kleine Wäscherin, in der Archivbox. 400 Stück dieser Puppen wurden eingekleidet und an Gäste verschenkt, denn auch zu DDR-Zeiten wurde im Waschhaus noch fleißig geschrubbt, aber auch mit den benachbarten Sowjetsoldaten gefeiert. Es sind eigentlich die Geschichten, die hinter den Bildern stehen, die das Ganze wirklich spannend machen und zum Blättern in den Archivkästen einladen, in denen sich Geschichte ebenso wie die Zukunftsvisionen befinden. Die beiden Kuratorinnen Claudia Rücker und Andrea Szatmary können einiges davon sehr anschaulich erzählen und sollten das auf Anfrage auch weiterhin tun. Schon in vergangenen Jahrhunderten hat man die Qualität des Uferplatzes zu schätzen gewusst. Urzeitliche Rentierjäger schlugen bereits 10 000 v. Chr. hier ihr Lager auf, betont von Kuick-Frenz, ohne den Stolz zu verbergen, dass erst jetzt richtig etwas aus dem Standort gemacht wird. 130 Jahre sei es im Prinzip ein „Closed Area“ gewesen, auf dem sich Gaswerk, Waschhaus, erst preußische, dann NVA-Kaserne und KGB befanden. Alles vielfach eingezäunt oder mit Schranken versehen. Nun dränge sich dieser schöne am Ufer des Tiefen Sees gelegene Platz wieder ins Bewusstsein der Potsdamer und biete schon jetzt viele Anreize für einen Besuch. Auch davon, wie es weitergeht, spricht die Baudezernentin. Eröffnung des VW-Design-Studios im August. Mit dem Theater liege man im Plan, was Bauzeit und Finanzen betrifft. Die Zichorienmühle könnte dagegen schon im Sommer nächsten Jahres als Gaststätte aufmachen. Der Uferstreifen soll bis Jahresende neu gestaltet sein. Und der jetzt als Baustelleneinrichtung genutzte Platz soll bebaut und gut ausgestattet auf 11000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Firmen angeboten werden.dif Ausstellung im Container Schiffbauergasse, geöffnet voraussichtlich ein Jahr, Mo bis So von 12-18 Uhr
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