Landeshauptstadt: Die Witwe Bischoffwerder lässt bitten
Interessanter Spaziergang durch den Schlosspark Marquardt zum 10. Stadtführertag
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Sie kennen ihre Materie aus dem Effeff und manchmal schlüpfen sie auch in die Rollen derjenigen, über die sie berichten : die Stadtführer, vereint im Gästeführerverband Deutschlands. Mit 68 Mitgliedern ist dabei der Potsdam Guide e.V. eine der stärksten Sektionen. Am Sonntagvormittag gaben anlässlich des International Tourist Guide Day 17 Mitglieder des Potsdamer Vereins eine Probe ihres Könnens ab und der Himmel strahlte dazu. Thema war diesmal das Schicksal von Frauen, von Königinnen und Kurtisanen, von berühmten Prinzessinnen, aber auch von einer Soldatin namens August Renz oder Potsdams Sportlerinnen.
Im Ortsteil Marquardt hatte sich Ramona Kleber in die Witwe Wilhelmine Catherine von Bischoffwerder verwandelt und plauderte über ihr Leben mit dem Grafen Hans Joachim . Dabei fror sie trotz des frühlingshaften Wetters tapfer und standesgemäß in Rokokogarderobe. Doch die Aufregung hielt sie warm, denn diese spezielle Führung, so die in dezentes Schwarz gewandete Witwe, sei eine Premiere. Und da man über die Jahre einiges vergisst, Wilhelmine lebte von 1803 bis 1833 auf Schloss Marquardt, zitierte sie sehr aufschlussreich Fontane, der bei seinen Wanderungen auch am Schlänitzsee Station gemacht hatte.
Das alte Fischerdorf, das es schon seit dem 14. Jahrhundert gab, hieß eigentlich Schorin. 1704 erhielt es der preußische Etatminister Marquardt Ludwig von Printzen zum Geschenk. Der gab ihm flugs seinen Namen und ließ 1791 das Herrenhaus in neubarockem Stil erbauen. Bischoffwerder, Günstling des späteren Königs Friedrich Wilhelm II., erwarb es 1795. Er galt als Geisterbeschwörer und gehörte wie der König dem Geheimbund der Rosenkreuzer an. In der leider abgerissenen blauen Grotte sollen beide Seàncen abgehalten haben. Das Ehepaar Bischoffwerder ist in einer Gruft am Schloss beigesetzt worden, aber auch deren Ort ist nicht genau bekannt. Sie wurde wahrscheinlich überbaut. Denn der nachfolgende Besitzer, der Industrielle Ravené, erweitere das Herrenhaus um einen Flügel und machte es zum Schloss. Das wurde schließlich ein Kempinski-Hotel und nach dem zweiten Weltkrieg zur Obstbauversuchsanstalt. Heute gehört es der Penelope-Immobiliengesellschaft München, die es vermarkten möchte.
Die Witwe Bischoffwerder alias Ramona Kleber hat sich dagegen gleich gegenüber ins Dorf zurückgezogen und lädt dort in den Lavendelhof zu Kaffee, Imbiss und in ihren Kräutergarten ein. Als Haupterwerb aber führt sie – meist im Auftrage der Schlösserstiftung – durch Potsdam.
Am Guide Day waren alle Führungen kostenlos, Spenden gingen in Marquardt an die Jugendfeuerwehr des Ortes.
Die Angebote der Potsdam Guides kann man im Internet unter www. potsdam.guide.de nachlesen.
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