Von Dirk Becker: Die Zeit drängt ja nicht
Management und Marketing in der Schiffbauergasse: Der nächste Akt in einer Posse
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Es gibt Sitzungen im Kulturausschuss, da möchte man sich wiederholt kneifen, weil schwer zu glauben ist, was da gerade wieder auf der Tagesordnung steht. So geschah es erneut am Donnerstag.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grüne wünscht sich „eine wirtschaftliche GmbH“ für das Marketing und Management für den Integrierten Kultur- und Gewerbestandort in der Schiffbauergasse und hatte einen entsprechenden Antrag formuliert, mit dem sie die übrigen Ausschussmitglieder überzeugen wollten. Seit vier Jahren wird erfolglos darum gerungen, für Potsdams Vorzeigestandort eine Lösung zu finden, in welcher Form die Wünsche und Probleme der verschiedenen Anlieger in der Schiffbauergasse gegenüber der Verwaltung vertreten werden können. Und wie der Kulturstandort Schiffbauergasse in der Stadt und darüber hinaus national und international noch besser bekannt gemacht und entsprechend beworben wird.
Im Januar hatte sich endlich eine Lösung abgezeichnet. Die Stellen für das Management und Marketing sollten durch zwei neue Mitarbeiter in der Kulturverwaltung besetzt werden. Für Februar war die Ausschreibung geplant, für März der Arbeitsbeginn. Dann entschied sich die oberste Stadtspitze gegen das Modell aus der eigenen Verwaltung und lässt nun prüfen, ob das Management und Marketing nicht an einen Bewerber aus der freien Wirtschaft als sogenanntes „Leistungspaket“ ausgeschrieben werden kann.
Nun kommt die Fraktion Bündnis 90/Die Grüne und wünscht sich eine GmbH. Ein Wunsch, der nachvollziehbar ist, wäre diese Variante in den vergangenen Jahren nicht schon sowohl durch die Verwaltung als auch in verschiedenen Workshops geprüft und wiederholt verworfen worden. Warum seine Fraktion nun diese Variante wieder aufwärmen will, konnte auch Nils Naber nicht erklären, der am Donnerstag nur als „Vertreter des Vertreters“ in den Kulturausschuss gekommen war. Weder Saskia Hüneke noch Marie Luise von Halem als stimmberechtigte Ausschussmitglieder waren anwesend, als ihr Antrag vorgestellt wurde. Ausschussvorsitzende Karin Schröter wiederholte mehrmals ihre Kritik an dem Vorschlag der Fraktion Bündnis 90/Die Grüne und fragte eben so oft, warum es denn nun ausgerechnet eine GmbH sein solle. Da war man doch schon einmal weiter. Peter Schultheiß (CDU) zeigte sich erstaunt über den Zeitplan, der in dem Antrag für das so dringende Problem „Management und Marketing“ vorgegeben ist. Erst im September soll die Verwaltung entsprechende Papiere für eine Machbarkeit vorlegen. Das sorgte bei den zahlreichen Vertretern aus der Kulturszene der Schiffbauergasse nur für Kopfschütteln. Bei manchen gar ein galliges Lachen über die Posse, die einfach nicht enden will.
Naber konnte darauf keine befriedigenden Antworten geben. Er war ja nur der „Stellvertreter des Stellvertreters“. Er hielt sich an dem Antragspapier fest und zitierte, dass es seiner Fraktion darum gehe, die „Steigerung der kulturellen und wirtschaftlichen Potenziale des Standortes sowie in der Verstetigung und Steigerung von Einnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte in der Kulturfinanzierung“ zu erreichen. Dafür sei nicht zwingend eine GmbH nötig. „Wichtig ist, was hinten rauskommt“, lautete Nabers Fazit. Na dann.
Dirk Becker
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