INTERVIEW: „Die Zutaten sind alle da, ich vermisse aber noch das Rezept“
Herr Feiler, Sie eröffnen am Mittwoch die Babelsberger Konferenz „Changing The Picture“ mit einem Vortrag zu neuen Technologien in der Filmproduktion. Was muss man sich unter „verlinktem Fernsehen und Film“ überhaupt vorstellen?
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Herr Feiler, Sie eröffnen am Mittwoch die Babelsberger Konferenz „Changing The Picture“ mit einem Vortrag zu neuen Technologien in der Filmproduktion. Was muss man sich unter „verlinktem Fernsehen und Film“ überhaupt vorstellen?
Wir kennen das aus anderen Industrien, zum Beispiel der Automobilindustrie, wo der Prozess von der Planung über die Fertigung bis zur Distribution minutiös geplant wird. Nicht nur das Fließband, sondern auch die kreativen Prozesse wie Design sind durchrationalisiert. Beim Film und TV gibt es das bisher nicht.
Was gäbe es damit denn zu gewinnen?
Bei dem Druck, der derzeit auf der Branche lastet, müssen wir über kurz oder lang so arbeiten, um die Qualität bei sinkenden Budgets zu halten.
Und was heißt das für die Zuschauer?
Neben der Qualitätssicherung geht es im zweiten Schritt darum, den Zuschauern viel zielgerichteter Inhalte anbieten zu können. Wir erleben das derzeit zum Beispiel im Internet bei Verkaufsseiten, da gibt es Empfehlungsmaschinen, die wissen, was ich mag. Genauso wird es für uns möglich sein, einem Serienfan genau die Folgen oder Ausschnitte zu zeigen, von denen er sich am meisten Information oder Spaß verspricht, ohne auf eine bestimmte Sendezeit angewiesen zu sein.
Was müssen die Firmen jetzt tun?
Die Technologien sind vorhanden. Voraussetzung für diese Art des Arbeitens ist Transparenz bei Abläufen und mit benutzten Daten. Das gibt es in unserer Branche bisher nicht. Die Konferenz ist eine gute Initiative, allen zu helfen, ihre Lösung zu finden.
Sie sprechen von der Medienstadt als „einem Quadratkilometer Innovation“. Ist Babelsberg wirklich gut gerüstet und wo gibt es Nachholbedarf?
Wir haben am Standort alle Zutaten, um die Zukunft zu meistern: Studio Babelsberg, das internationale Großproduktionen anzieht, bringt internationales Know-how. Mit der Ufa ist ein TV-Unternehmen vertreten, das mitten im digitalen Wandel steckt. Die dritte Zutat ist Talent: Da ist die Filmuniversität perfekt. Eine Zutat durchdringt uns bei Weitem noch nicht genügend: die Informationstechnologien. Dabei haben wir mit dem Hasso-Plattner-Institut eine Elite-Einrichtung vor Ort. Die Zutaten sind alle da, ich vermisse aber noch das Rezept. Es gibt Einzelinitiativen, aber die Bewegung aufeinander zu muss viel intensiver werden, damit daraus ein Gericht wird.
Das Gespräch führte Jana Haase
Ernst Feiler, geboren 1962, ist Technologiechef der auf TV-Serien spezialisierten Ufa Serial Drama. Dort verantwortete er die Einführung der IT-basierten Produktion.
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