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Landeshauptstadt: Die zweite Speicherstadt

Im nördlichen Teil des Geländes am Havelufer sollen Wohnungen entstehen – und ein großes Hotel

Von Katharina Wiechers

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Templiner Vorstadt - Fünfgeschossige Häuser mit bis zu 270 Wohnungen sowie ein großes Hotel – so soll die nördliche Speicherstadt künftig aussehen. Nun ist die Stadt mit den Planungen für das Gelände einen entscheidenden Schritt weiter: Am Dienstagabend billigte der Bauausschuss mehrheitlich den Bebauungsplan für das Areal und stimmte für die öffentliche Auslegung – nur zwei Stadtverordnete votierten dagegen.

Vor allem Standort und Gestaltung des Hotels mit einer Geschossfläche von 13 700 Quadratmetern hatten zuvor für lange Debatten während der Ausschusssitzung gesorgt. Stadtplanungschef Andreas Goetzmann legte eine geänderte Planzeichnung für das Gebäude vor – nämlich mit einer geschwungenen Fassade in Richtung Langer Brücke. Damit werde der für den Badneubau jenseits der Leipziger Straße geplante Bogen aufgenommen, erklärte er.

Bei den Ausschussmitgliedern traf dies auf Zustimmung, allerdings hatte der Linken-Stadtverordnete Ralf Jäkel noch einen weiteren Wunsch: Er wollte mit einem Antrag durchsetzen, dass das Hotel und die Wohngebäude westlich davon einige Meter zurückversetzt werden, um Platz für eine Baumreihe entlang der Leipziger Straße zu schaffen. Unterstützung bekam er von Steffen Pfrogner, der als sachkundiger Einwohner für die Linken im Ausschuss sitzt: Bei vier- oder fünfstöckigen Gebäuden sei eine breitere Straße nötig, damit diese nicht zur Schlucht werde, sagte er.

Widerspruch kam da von Wolfhard Kirsch von der Fraktion Bürgerbündis. Zumindest das Hotel brauche eine kritische Masse, um wirtschaftlich betrieben zu werden, sagte er. Auch die von Jäkel vorgeschlagene Allee stieß auf wenig Begeisterung. Das sei zwar ein schöner Wunsch, sagte der SPD-Abgeordnete Pete Heuer. Da es dort aber noch nie Bäume gegeben habe und der bewaldete Brauhausberg keine 100 Meter entfernt sei, seien Baumreihen kein Erfordernis. Pro-Potsdam-Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius verwies zudem darauf, dass das geplante Hotel einen öffentlichen Durchgang erhalten soll, der von der Langen Brücke in Richtung Havel führt. An der Leipziger Straße würden dann ohnehin nicht mehr viele Menschen entlanggehen. Aus der Allee mit beidseitiger Bepflanzung werde ohnehin nichts, gab Stadtplaner Goetzmann zu bedenken. Denn auf den Plänen der Architekten für das Schwimmbad seien zwar Bäume eingezeichnet, aber nur „weil das auf Planzeichnungen hübscher aussieht“. Er gehe nicht davon aus, dass für Bäume Platz sei – zumal an jener Stelle auch Leitungen unter der Straße verlegt werden müssten.

Letztlich scheiterte Jäkel mit seinem Antrag, stattdessen stimmten acht der elf Bauausschussmitglieder für die Auslegung des Bebauungsplans. Nur Nicolas Bauer von der Fraktion die Andere stimmte dagegen – und Ralf Jäkel. Zuvor hatte der Pro-Potsdam-Chef Müller-Zinsius angekündigt, einen sogenannten Investorenwettbewerb durchzuführen. Potenzielle Käufer des Areals müssten ihre Entwürfe einem Auswahlgremium vorlegen, sagte er. Der städtischen Bauholding gehört das Grundstück zwischen Havel, Langer Brücke und Leipziger Straße derzeit noch. Zwar gab es bereits eine Ausschreibung für Teilflächen der nördlichen Speicherstadt, bei der sich wie in der mittleren Speicherstadt die Groth-Gruppe durchgesetzt hatte. Da sich aber die Aufstellung des Bebauungsplans verzögerte, wurde das Verfahren für nichtig erklärt und muss nun erneut aufgerollt werden.

Müller-Zinsius schlug vor, den dann ausgewählten Investor auch zu einem Architekturwettbewerb zu verpflichten. „Schließlich handelt es sich ja um eine exponierte Stelle.“ Das ist sie tatsächlich – die Vorderfront des geplanten Hotels wird künftig jedem, der den Hauptbahnhof verlässt, ins Auge springen.

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