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Aus dem GERICHTSSAAL: Diebin aus Liebe

Empfindliche Geldstrafen für ertappte Langfinger

Stand:

Wie ein Häufchen Unglück hockt Gisela G.* (52) auf der Anklagebank. „Dummheit muss bestraft werden“, erklärt sie leise und akzeptiert die Geldstrafe von 750 Euro. „Lassen Sie es die letzte Dummheit Ihres Lebens sein“, rät Amtsrichterin Waltraud Heep der Frührentnerin. Gisela G. muss sich in diesem Jahr schon das zweite Mal vor Justitia verantworten. Auch im aktuellen Fall machte sie lange Finger. Laut Anklage entwendete die Frau am 26. Mai im Real-Markt Zigaretten im Wert von 25 Euro, wurde dabei vom Hausdetektiv beobachtet.

„Ich wollte meinem arbeitslosen Freund eine Freude bereiten. Aber ich hatte kein Geld mehr“, berichtet die Angeklagte. „Wir kannten uns damals neun Monate. Er versprach mir immer, dass er bald eine Anstellung findet. Dann wollte er alles, was ich für ihn verauslagt hatte, zurückzahlen“, erzählt Gisela G. Inzwischen sei der Traum vom gemeinsamen Leben ausgeträumt. Das Geld ist weg, der Mann auch. „Ich glaube, er ist auf Mallorca“, schluchzt die Frau. „Das war eine schmerzliche Erfahrung. Ich musste mich danach in Therapie begeben.“ „Was war denn an dem Typ so besonders?“, hakt die Vorsitzende interessiert nach. „Ich habe ihn einfach geliebt“, antwortet die Angeklagte. „Meine Tochter hat mit mir geschimpft, weil ich so blauäugig war. Ich kann mich ja selber nicht verstehen. Dabei war ich zehn Jahre lang in einem Anwaltsbüro tätig.“

Keine Spur von Einsicht zeigt hingegen Frank F.* (50) vor Gericht. Der Hartz IV-Empfänger mit Vorstrafen wegen mehrfachen Betruges, Diebstählen sowie Verstoßes gegen das Waffengesetz soll am 10. Juni bei Kaufland für 9,99 Euro Batterien gestohlen haben. Hartnäckig leugnet er, wird allerdings von der als Zeugin geladenen Detektivin überführt. Die Quittung für sein Tun: 750 Euro Strafe – 450 Euro mehr, als von der Staatsanwältin beantragt. „Das waren meine eigenen, gebrauchten Batterien. Die hatte ich zur Ansicht mitgenommen, um sicherzugehen, keine falschen zu kaufen“, beteuert der Mann. „Es hätte gereicht, eine als Muster einzustecken. Ihre Geschichte kommt nicht sehr glaubwürdig rüber“, pariert die Richterin. „Der Herr griff sich eine Großpackung Batterien aus dem Regal und schaute sich um. Dann riss er sie auf und steckte vier davon in seine Hosentasche“, erinnert sich die Detektivin. „Als ich ihn ansprach, sagte er, die Packung sei bereits offen gewesen. Er habe gedacht, er könne sich gratis ein paar Batterien nehmen.“ Der Anklagevorwurf habe sich bestätigt, konstatiert die Richterin. Wütend kündigt Frank F. an, in Berufung zu gehen. (*Namen geändert.) Hoga

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