Aus dem GERICHTSSAAL: Diebisches Duo?
Verschwinden eines Mountainbikes nicht aufgeklärt
Stand:
„Ich bin weit davon entfernt, von der Unschuld der Angeklagten überzeugt zu sein. Ich bin aber auch nicht völlig von ihrer Schuld überzeugt“, resümiert Amtsrichterin Waltraud Heep nach Abschluss der Beweisaufnahme und spricht das Duo auf der Anklagebank frei. Justus J.* (24) und Malte M.* (23) – beide einschlägig vorbestraft – blicken zufrieden. Sie hatten den Anklagevorwurf des besonders schweren Diebstahls eisern bestritten. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte die Arbeitslosen, am Vormittag des 12. März im Kirchsteigfeld ein neuwertiges Mountainbike gestohlen zu haben. Justus J. und Malte M. sollen das Sicherheitsschloss des 600 Euro teuren Gefährts durchtrennt und sich damit entfernt haben. Seitdem ist es spurlos verschwunden. Der Eigentümer des Rads, Daniel D.* (19), stellte es laut eigener Aussage morgens in der Bellavitestraße ab, um zur Schule zu gehen. In der Pause erhielt er einen Anruf seines Kumpels Florian F.* Der erzählte ihm, er habe soeben zwei Typen gesehen, die sein Rad durch die Gegend schoben.
„Ich hatte an diesem Tag einen Termin mit einem Sponsor“, berichtet der Sport- und Fitnesskaufmann Florian F. (21) „Als ich gegen 10.30 Uhr durch die Bellavitestraße fuhr, sah ich die Angeklagten mit dem Rad.“ Der junge Mann ist sich hundertprozentig sicher, in Justus J. und Malte M. die Diebe erkannt zu haben. „Ich kenne die beiden vom sehen. Ich kenne auch das Mountainbike meines Kumpels.“ „Warum hat mich der Zeuge nicht angesprochen?“, meldet sich Justus J. „Mein Termin war mir wichtiger“, sagt Florian F. „Außerdem habe ich Justus später angerufen und gefordert, er möge das Rad zurückbringen.“
„Das stimmt. Am Abend erhielt ich einen mörderisch bedrohlichen Anruf. Ich konnte mir gar nicht erklären, was das sollte“, wirft der gelernte Fliesenleger ein. „Ich war den ganzen Tag zu Hause, bin nur einmal mit dem Hund Gassi gegangen.“ Früher, so der Angeklagte, habe er „viel Mist“ gebaut. Doch diesen Schuh ziehe er sich nicht an. Auch Malte M. – neben fünffachen Diebstahls schon wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs mit dem Gesetz in Konflikt geraten – will nicht am Tatort gewesen sein. „Ich habe wie immer bis mittags geschlafen. Dann bin ich zu meinem Kumpel Justus gegangen“, versichert er. „Sie wurden erkannt“, gibt die Richterin zu bedenken. Die Angeklagten glauben, man wolle sie belasten, da sie sowieso genug Dreck am Stecken hätten. „Wenn es letzte Zweifel an der Täterschaft der Angeklagten gibt, sind sie freizusprechen“, betont die Staatsanwaltschaft. So sei das auch in dem konkreten Fall. (*Namen geändert.) Hoga
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