Landeshauptstadt: Dienstaufsichts-Beschwerde
Ex-NKWD-Häftling kritisiert Beigeordnete Fischer
Stand:
Gegen die Potsdamer Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer wurde Dienstaufsichtbeschwerde erhoben. Stadtsprecherin Rita Haack bestätigte gestern den PNN den Eingang der Beschwerde, sie sei gegenwärtig „in Bearbeitung“. Der ehemalige politische Häftling des NKWD-Gefängnisses Lindenstraße 54/55, Peter Runge, wirft der Beigeordneten Untätigkeit bei der Umsetzung eines Stadtverordnetenbeschlusses aus dem Jahr 2002 vor. Zum Thema „Gedenktafeln an Schulen“ beauftragt der Beschluss die Stadtverwaltung, „in Kooperation mit der Projektwerkstatt Gedenkstätte Lindenstraße 54 auf die zuständigen Schulkonferenzen zuzugehen und vorzuschlagen, dass an betroffenen Potsdamer Schulen Gedenktafeln angebracht werden, die an die in der Zeit des Stalinismus ermordeten Schüler erinnert.“ Bis dato gibt es nur die 2004 im Einstein-Gymnasium enthüllte Gedenktafel für drei Schüler, die 1945 verhaftet, 1946 erschossen und 1993 voll rehabilitiert wurden. Initiator war Peter Runge. Wie er den PNN sagte, sind auch die Schicksale zweier Schüler der städtischen Oberschule, heute Humboldt-Gymnasium, dokumentiert. So wurde der 1929 geborene Schüler Manfred von Löwenstern am 13. Januar 1946 verhaftet und am 30. Mai 1946 erschossen. Der gleichaltrige Schüler Wolfgang Landt kam am 26. Januar in Haft und wurde ebenfalls am 30. Mai 1946 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD erschossen. Die Position der Stadt, die Tafel im Einstein-Gymnasium würdige „in ausreichender Weise“ auch die Schicksale von Schülern anderer Potsdamer Schulen, lässt Runge nicht gelten. Diese Haltung missachte den Stadtverordneten-Beschluss. gb
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