Landeshauptstadt: Dieser Stadt ihren Roman
Im Januar erscheint „Sanssouci“ von Andreas Maier
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Die ersten Anfragen an den Verlag sind gestellt. Da haben der Buchhändler Carsten Wist und Hendrik Röder vom Brandenburgischen Literaturbüro nicht lange gewartet. Die Premierenlesung soll hier stattfinden, schließlich geht es um diese Stadt. Potsdams erster und bisher letzter Stadtschreiber Andreas Maier bringt Anfang kommenden Jahres seinen neuen Roman heraus. Geplanter Erscheinungstag ist der 12. Januar. Allein der Titel lässt den Potsdamer schon aufhorchen: „Sanssouci“.
„Ein neues komisch-verheerendes Zeitporträt“ nennt der Suhrkamp-Verlag Maiers aktuellen Roman in einer Ankündigung. Auf 300 Seiten hat Maier sich mit der „ostdeutschen Provinz“, sprich Potsdam auseinander gesetzt. Mit der Doppelbödigkeit dieser Stadt, im wörtlichen Sinne. „Unter dem Park von Sanssouci verläuft ein Tunnelsystem mit zahlreichen Räumen. Einige davon wurden offenbar für unchristliche Andachten und SM-Sitzungen verwendet. Jugendliche, die sich dort herumtreiben, tricksen die Erwachsenen aus – mit bedrohlichen Folgen“, heißt es in der Werbung des Suhrkamp-Verlages.
Sadomaso-Exzesse unter dem Sommerschloss Friedrich des Großen? Das würde ja selbst den Alten Fritz, Gott hab ihn selig, in seiner Gruft zum Rotieren bringen. Maier scheint hier wirklich in die Vollen zu greifen. Doch interessanter als diese unterirdischen Ausschweifungen liest sich die Ankündigung eines erbitterten Streits zwischen dem Regisseur Max Hornung und der Stadt Potsdam über dessen Fernsehserie „Oststadt“, in der der Filmemacher Potsdamer porträtiert. Ob Maier hier vielleicht kritisch die eigenen Erfahrungen mit Potsdam verarbeitet hat?
Zur Erinnerung: Andreas Maier, Autor von „Wäldchestag“, „Klausen“ und „Kirillow“, sollte 2004 für sechs Monate Potsdams erster Stadtschreiber werden. Doch ein Streit über seine Unterbringung – Platte oder Innenstadt – und ein seltsamer Vertrag seitens der Verwaltung, in dem unter anderem von ihm verlangt wurde, „einzelnen Fördermittelgebern des Stipendiums bei Veranstaltungen honorarfrei zur Verfügung zu stehen“, führten dazu, dass Maier das Stipendium ablehnte und Potsdams Stadtschreiberbemühungen zu einer Posse wurden, die in den Medien deutschlandweit genüsslich ausgeweidet wurde. Durch die private Initiative von „k&k, Kultur und Kommerz“ wurden 6000 Euro gesammelt und Maier Anfang 2005 für vier Monate doch noch nach Potsdam eingeladen: In eine Wohnung in der Innenstadt. Als eine Art Wiedergutmachung. Nun heißt es warten bis zum 12. Januar. Dann kann jeder lesen, ob und wie Maier mit Potsdam abrechnet. Dirk Becker
Dirk Becker
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