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Von Guido Berg: „Differenzen zu Knobelsdorff“

Saskia Hüneke kritisiert „Maßungenauigkeiten“ bei der Außenfassade des Landtagsschlosses / Finanzministerium: „Es ist keine Rekonstruktion“

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Innenstadt - Von Konsens kann keine Rede sein: Wenige Tage vor der Grundsteinlegung für den neuen Landtag in Potsdams Mitte am Donnerstag kommender Woche erhält die Debatte um die Fassadengestaltung eine neue Dimension. Die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke, die bisher viele Kompromisse um den Wiederaufbau des Stadtschlosses mitgetragen hat, wirft dem Land als Bauherren vor, die äußere Fassade nicht nach dem Knobelsdorff-Original rekonstruieren zu wollen. Dabei habe „am Ende des Willensbildungsprozesses die Knobelsdorff-Fassade gestanden“; diese sei „Beschlusssache“ und sollte nun auch so gebaut werden, so forderte Hüneke.

Konkret geht es um „die Breite des Mittelrisalits an der Lustgartenseite“ und um die „Risalite an den Seitenflügeln“. Dabei handelt es sich um Bauvorsprünge, um den „Rhythmus der Fassade“, die Experten zufolge die Qualität des Knobelsdorff-Kunstwerkes ausmachen. Saskia Hüneke mahnte gestern gegenüber den PNN an, „die Maße der Risalite an der Außenfassade korrekt einzuhalten“. Sie bedauere die „Differenzen zu Knobelsdorff außerordentlich“. Hüneke: „Ich akzeptiere diese Maßungenauigkeiten nicht.“ Dort, wo rekonstruiert werde „muss es genau stimmen“. Die Stadtverordnete, die ihren Vorstoß als Mitglied der Bürgerinitiative Mitteschön unternimmt, fordert „einen strengen fachlichen Anspruch“ bei der Rekonstruktion der von SAP-Milliardär Hasso Plattner finanzierten Fassaden-Rekonstruktion. Das sei „eine Frage des Willens“. Den Architekten Peter Kulka nimmt Hüneke dabei in Schutz, dieser habe bei der Planung der Außenfassade „Vorgaben“ aus dem Hause des ehemaligen Finanzministers Rainer Speer (SPD) erfüllen müssen. Schon bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie für das Landtagsschloss seien „Prämissen“ gesetzt worden, die dem Knobelsdorffschen Original widersprechen würden. Ungeachtet ihrer Kritik betonte die Stadtverordnete, dass zwischen dem Land und Mitteschön „ein deutlich besseres Gesprächsklima“ eingetreten sei.

„Von einer Rekonstruktion der Außenfassade kann keine Rede sein“, entgegnete gestern die Sprecherin des Finanzministers Helmuth Markov (Linke), Ingrid Mattern. Es entstehe „ein Neubau für ein Landtagsgebäude“. Die Außenfassade werde „so weit es geht an Knobelsdorff angenähert“. Die neue Funktion des Hauses wirke sich „geringfügig“ auf die Außenmaße aus. Allerdings sei „das letzte Wort in vielen Dingen noch nicht gesprochen worden“. Die Sprecherin drückte ihre Verwunderung über Hünekes Vorstoß aus – eigentlich habe es in der Frage der Risalite einen Konsens mit Mitteschön gegeben.

Vorwürfe zog der Finanzminister gestern auch von den CDU-Landtagsabgeordneten Saskia Ludwig und Steeven Bretz auf sich. Ludwig meinte, der Bauherr vernichte mit dem Architekten Kulka den Figurenschmuck des Stadtschlosses. Kritikpunkt ist die Absicht, die teils vorhandenen Sandsteinfiguren auf der Seite des Innenhofs nicht wieder aufzustellen. Bretz wirft Markov eine mangelnde Sensibilität für das Bauprojekt vor. Hüneke hingegen erklärte sich bei der Innenfassade kompromissbereit: Die drei vorhandenen Originalfiguren könnten auch das Dach der rekonstruierten Außenseite schmücken.

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