Landeshauptstadt: Diplomat mit tödlicher Doppelrolle Adam von Trott hätte am Sonntag 100. Geburtstag
Innenstadt - Am 26. August 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet – nur wenige Tage nach seinem 35.
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Innenstadt - Am 26. August 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet – nur wenige Tage nach seinem 35. Geburtstag: Adam von Trott zu Solz. Der Potsdamer war das, was man heute weltläufig nennt. Geboren vor 100 Jahren, am 9. August 1909, hatte er nicht nur Europa, sondern auch China, Japan, Korea, die Mongolei und die USA bereist. Er soll so etwas wie der „Außenminister“ des deutschen Widerstands gegen die Hitler-Diktatur gewesen sein.
Der in der heutigen Henning-von Tresckow-Straße geborene Trott stammte aus einer hessischen Adelsfamilie. Er war das fünfte von acht Kindern des brandenburgischen Oberpräsidenten August von Trott zu Solz. International ging es für Trott offenbar schon im Kinderzimmer zu: Ein britisches Kindermädchen zog ihn groß, später besuchte er in Berlin die Vorschule eines französischen Gymnasiums.
Später wurde der Jurist Diplomat für die deutsche Regierung. Ein Zwiespalt? Er hatte eine Doppelrolle inne: Einerseits versuchte er, dem Staat zu dienen und trat sogar 1940 der NSDAP bei, um im Außenministerium wirken zu können. Andererseits erkannte er die Notwendigkeit des Widerstands gegen den Unrechtsstaat und knüpfte insgeheim Kontakte zum deutschen Widerstand um Helmuth James Graf von Moltke. Und er versuchte Engländer und Amerikaner von der Existenz eines deutschen Widerstands zu überzeugen und um Unterstützung zu bitten. Meist erfolglos.
Später unterstützte Trott die Attentatspläne von Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegen Adolf Hitler.
Fünf Tage nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler wurde Adam von Trott zu Solz verhaftet. Im Logbuch von Stauffenbergs Fahrer hatte man Einträge über Besuche von Claus Schenk Graf von Stauffenberg in der Wohnung Trotts gefunden. Obwohl Adam von Trott zuvor die Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte, nutzte er diese – ebenso wie die meisten Mitverschwörer – nicht. Seinen Widerstand sah er, wie er in einem Brief an seine Frau schrieb, als eine Berufung an, mit der er seinem Land dienen wollte. Dass seine Doppelrolle so oder so ungut enden sollte, wusste Adam von Trott zu Solz. Seinen Anschlag auf Hitler beurteilte er offenbar sehr sehr nüchtern und ambivalent: „Wenn dieser Koloss Hitler zusammenbricht, reißt er uns alle mit in die Tiefe“, zitiert ihn Joachim C. Fest in seinem Buch „Staatsstreich“. In seiner Geburtsstadt erinnert seit zwei Wochen eine Gedenktafel an den Trott. Seit dem 20. Juli hängt sie in der Henning-von Tresckow-Straße an seinem Geburtshaus, in dem heute das brandenburgische Innenministerium sitzt. Christian Prüfer
Christian Prüfer
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