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Landeshauptstadt: Disziplinarverfahren gegen Uwe D. eröffnet

Konsequenzen nach Missbrauchsvorwürfen gefordert / Zweifel an eingesetzter Opfer-Anwältin

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Der Druck auf den pensionierten Pfarrer Uwe D. wächst. Gestern hat die Landeskirche offiziell ein Disziplinarverfahren gegen den Geistlichen eröffnet. Das bestätigte Volker Jastrzembski, Sprecher der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): „Der Ausgang des Verfahrens richtet sich nach den Ergebnissen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.“ Der 76-jährige Uwe D. steht unter dem Verdacht, 1999 einen Teenager vergewaltigt und später Kinder misshandelt zu haben. Der Pfarrer bestreitet die Anschuldigungen und sieht sich als Opfer einer Kampagne.

Unterdessen mehren sich in Potsdamer Kirchenkreisen die Stimmen, die schon jetzt Konsequenzen in dem Fall fordern. Bei einer Versammlung von Geistlichen mit Superintendent Joachim Zehner am Dienstagabend sollen vor allem jüngere Kollegen darauf gedrängt haben, dass Uwe D. seine ehrenamtlichen Ämter für die Kirche aufgeben soll. So verwaltet er die Finanzen für die Heilig-Kreuz-Gemeinde und deren Kita, in der er wegen den Vorwürfen Hausverbot hat.

Unterdessen werden immer mehr Hinweise publik, was innerkirchlich über Uwe D. bekannt war. So bestätigte der heutige Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde, Martin Kwaschik, dass bereits 1999 die Mutter des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers den Abbruch der Kontakte zwischen ihrem Sohn und Uwe D. gefordert habe. Der frühere Potsdamer Superintendent Bertram Althausen sagte, er habe 2003 die Geschichte von dem mutmaßlichen Opfer gehört und „sehr glaubhaft“ gefunden. Allerdings habe der junge Mann damals anders als heute nicht zur Staatsanwaltschaft gehen wollen. Eine Weitergabe der Angaben an die Landeskirche sei folgenlos geblieben, so Althausen: „Das war auch für mich eine Last.“ Man habe nach dem Grundsatz gehandelt, dass Opferschutz vor Täterverfolgung gehe. Zudem soll dem Vernehmen nach Uwe D. damit gedroht haben, sich umzubringen, sollte es zu einer Strafanzeige kommen.

Unterdessen gibt es Unregelmäßigkeiten bei der von der Kirche eingesetzten Ansprechpartnerin für Opfer von Missbrauch, der Berliner Juristin Frauke Reeckmann-Fiedler. Denn Reeckmann-Fiedler praktiziert als Anwältin in der gleichen Kanzlei, in der auch ihr Gatte Jann Fiedler tätig ist. Und der ist sowohl Mitglied der Landessynode als auch der Kirchenleitung der EKBO. Andere Einrichtungen arbeiten hingegen mit Anwälten zusammen, die keinen Kontakt zur Kirche haben: So ist Ursula Raue, die unabhängige Beauftragte des Jesuitenordens, nicht einmal Mitglied der katholischen Kirche.

In der EKBO werden die verwandtschaftlichen Beziehungen der neuen Missbrauchsbeauftragten nicht als Problem gesehen. Reeckmann-Fiedler, die für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung erhalte, „unterliegt selbstverständlich einer Schweigepflicht“, sagte Kirchensprecher Jasztrembski. „Uns ist es wichtig, dass Missbrauchsopfer anonym und unabhängig von kirchlichen Hierarchien zu ihr Kontakt aufnehmen können.“ Die Mitarbeiter des Infotelefons der Landeskirche würden unter Tel.: (030) 243 441 21 bei Bedarf Kontakt zu der Berliner Anwältin herstellen. H. Kramer/ B. Lassiwe

H. Kramer, B. Lassiwe

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