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Ein vielseitiger Mann. Olli Dittrich ist Comedian, Kabarettist, Schauspieler, Entertainer, Musiker und Komponist – und jetzt auch Buchautor. „Das wirklich wahre Leben“ heißt das Werk, aus dem er am heutigen Samstag in der Waschhaus-Arena lesen will – vielleicht.

© Mathias Bothor / photoselection

Landeshauptstadt: Dittsche und die Doofen

Komiker Olli Dittrich hat ein Buch geschrieben. Ob er am Samstag in der Waschhaus-Arena daraus liest, entscheidet er spontan

Wenn Olli Dittrich am Samstag auf die Bühne der Waschhaus-Arena tritt, wird nicht mal er selbst wissen, was in den nächsten zwei Stunden passiert. Die Plätze im Saal werden aller Voraussicht nach voll sein, man wird klatschen, Dittrich wird lächeln, vielleicht eine Verbeugung andeuten und sich setzen, an einen Tisch mit Leselampe. Und dann? „Mal gucken“, sagt Dittrich.

Dittrich ist Kabarettist, Schauspieler, Musiker, Komponist und TV-Entertainer, er wurde bekannt durch Comedy-Sendungen wie „RTL Samstag Nacht“, die unter seiner Mitwirkung in den 90er Jahren zu den Höhepunkten deutscher Fernsehunterhaltung zählte; er hat mit der Blödel-Band „Die Doofen“ in den Neunzigern alle wichtigen Musikpreise gewonnen und mit „Dittsche“ Deutschlands liebsten Imbissbuden-Philosophen erschaffen. Für Jo Baiers Film „Stauffenberg“ wagte sich Dittrich sogar an die Rolle des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels. Gleich drei der renommierten Grimmepreise zieren seine Vitrine. In der deutschen Comedy-Szene, in der sich allzu viele Möchtegerns tummeln, ist er eines der größten Glanzlichter. Seine Parodien, etwa von Michael Schumacher oder Boris Becker, haben Millionen begeistert.

Dittrich hat in seinen 55 Jahren ziemlich viel erreicht und ziemlich viel erlebt. Jetzt hat er ein Buch geschrieben. Er stellt es am Sonntag in Potsdam vor. Aber eine Buchvorstellung im herkömmlichen Sinne, so viel kann man jetzt schon sagen, wird es nicht. „Das wirklich wahre Leben“, so heißt das Buch. Genau wie die Unterzeile von „Dittsche“. Aber auf dem Cover sieht man nicht den ungeduschten Trinker im weißblaugrauen Bademantel, also nicht die Kunstfigur aus dem Eppendorfer Imbiss, sondern, soweit man das sagen kann: Dittrich selbst.

Das wirklich wahre Leben, das zwischen den Buchdeckeln steckt, ist in diesem Fall das von Oliver Michael Dittrich, wie er mit bürgerlichem Namen heißt. Der in Hamburg aufgewachsene Sohn eines Journalisten und einer Malerin machte zunächst eine Lehre zum Theatermaler, arbeitete sich dann vom Packer zum Manager einer Plattenfirma vor, schrieb Songs für die Prinzen oder James Last und tingelte jahrelang mit Oldie- und Schlagerbands durch die Bonner Republik, bevor er als Künstler Erfolg hatte.

Das Buch macht den Versuch, den verschlungenen und immer wieder von Tiefschlägen gesäumten Lebensweg Dittrichs nachzuzeichnen. In ungewöhnlicher Form. Die Autorin Anne Ameri-Siemens hat das Buch gemeinsam mit Dittrich verfasst. Sie führt ihn an Schauplätze aus seinem Leben, etwa an sein früheres Gymnasium in Hamburg, zum Münchner Olympiastadion, in dem er vor Jahren mit Wigald Boning auftrat, oder ins Springer-Hochhaus, in dem sein Vater arbeitete. Aus den dort geführten Gesprächen macht die Co-Autorin eine bunte Abfolge von Reportage- und Interview-Sequenzen, vermischt mit Anekdoten, die Dittrich selbst schreibt, alten Familienfotos, Zeugnissen oder handgeschriebenen Liebesbriefen aus der sechsten Klasse.

Beim Lesen fühlt sich das ein bisschen an, als blättere man in einem fremden Fotoalbum, und als erzähle einem Dittrich gleichzeitig die Geschichten hinter den Bildern. Ein sehr privates, irritierend intimes Erlebnis. Was erwartet also die Besucher am Sonntag in der Waschhaus-Arena? „Das mache ich von den ersten Minuten abhängig“, sagt Dittrich. Er macht auch bei einer Lesung das, was er am besten kann: die Menschen beobachten und improvisieren. Er liest ein Kapitel und achtet darauf, wie die Leute reagieren. Lachen sie, lauschen sie, wollen sie vorgelesen bekommen oder unterhalten werden?

Je nach Gefühl klappt Dittrich dann vielleicht sein Buch zu und erzählt spontan eine Geschichte aus seiner Zeit mit den „Doofen“. Ein paar Erlebnisse aus dem Tourbus mit „Susis Schlagersextett“. Oder die Anekdote, wie ihm die Idee zu Dittsche kam. Vielleicht macht er auch eine knappe Überleitung und liest ein anderes Stück aus dem Buch. „Alles hängt davon ab, wie die Leute temperiert sind“, sagt Dittrich. Er nennt das Format Leseschau. „Ich liebe den Moment, in dem etwas spontan ensteht“, sagt er. „Und wenn Leute dabei sind, ist das noch besser.“

Olli Dittrich: Das wirklich wahre Leben – Eine Leseschau. Samstag, 27. Oktober, Waschhaus-Arena, Schiffbauergasse 6. Beginn 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr. Tickets zum Preis von 28 Euro an der Abendkasse. PNN verlosen einmal zwei Freikarten unter georg.lehmann@waschhaus.de.

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