Landeshauptstadt: DNA-Kleckse gegen Diebe
Potsdam erwägt die Einführung farbloser Markierungen von potenziellem Diebesgut. In Kleinmachnow wird dies schon praktiziert
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Erst Ende Januar ist es wieder passiert: Mitten in der Nacht brachen Diebe in der Babelsberger Johannsenstraße einen Audi auf und stahlen daraus das Navigationsgerät. Dass die Polizei das Navi findet, bevor es auf dem Schwarzmarkt den Besitzer wechselt, ist unwahrscheinlich. Und auch wenn, dann wissen die Beamten immer noch nicht, wer der rechtmäßige Besitzer des Geräts ist. Abhilfe könnte in Potsdam bei solchen Fällen künftig sogenannte künstliche DNA schaffen, eine unsichtbare Kennzeichnung für potenzielles Diebesgut. Denn die Stadtverwaltung erwägt nun, diese Technik auch in der Landeshauptstadt einzuführen.
Das Prinzip der künstlichen DNA ähnelt einer Fahrradcodierung: Kaum sichtbare, aber unverwechselbare Farbkleckse werden auf Uhren, Schmuck, Fernseher oder auch Autos aufgetragen und mit einem bestimmten Code verbunden. Wird dann zum Beispiel eine wertvolle Uhr oder eben ein Navigationsgerät gestohlen und fällt Beamten in die Hände, leuchten sie das Objekt mit einer Schwarzlichtlampe ab. Der Lack reagiert auf das UV-Licht und leuchtet lila. So werden Täter überführt und die Uhr oder das Navi kommen zurück zu ihrem Besitzer.
Schon heute kann jeder Privatmann sein Hab und Gut mit künstlicher DNA signieren. Verschiedene Hersteller bieten dies an und speichern die entsprechenden Codes auf einer Datenbank, zu der auch die Polizei Zugriff hat. Rund 90 Euro kostet ein Set auf dem freien Markt, die Flüssigkeit reicht für etwa 50 Gegenstände.
Günstiger wird es, wenn beispielsweise eine Gemeinde solche Sets in großen Mengen ersteht und zum Einkaufspreis an die Bürger weitergibt – bereits praktiziert wird dies in Kleinmachnow. Dort werden die Schutz-Sets seit Ende August im Rathaus verkauft. 1000 solcher Sets hatte die Gemeinde erworben und gibt sie für 45 Euro weiter.
Auch die Potsdamer Stadtverwaltung denkt über ein solches Konzept nach – zumindest gab es am Dienstag ein erstes Informationsgespräch zu dem Thema mit der Polizei. „Das Treffen war ein erster Aufschlag“, sagte Potsdams Ordnungsdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am Mittwoch. „Nun müssen wir das intern prüfen. Ob wir dann auch Sets kaufen, ist noch unklar. So weit wie Kleinmachnow sind wir noch nicht.“ Bei dem Treffen seien auch Vertreter der städtischen Unternehmen dabei gewesen, sagte die Beigeordnete. Auch diese wollten nun prüfen, ob sie ihre Firmengelände oder auch Baustellen oder Kupferrohre mit künstlicher DNA ausstatteten.
„Wir haben der Stadt angeboten, beratend tätig zu sein“, sagte Polizeisprecher Christoph Knoppe über das Treffen. Die Reaktion der Stadt sei sehr positiv gewesen. Die Polizei sei für die Technik gut gerüstet: Fast alle Streifenwagen seien mittlerweile mit einer UV-Lampe und einer entsprechenden Lupe zum Auslesen der Codes ausgestattet.
Zahlen über den Erfolg der Technik etwa in Kleinmachnow gebe es noch nicht, sagte der Sprecher. „Dafür ist der Zeitraum noch zu kurz.“ Dass der Handlungsbedarf gibt, zeigen allerdings die Zahlen aus dem vergangenen Jahr: 2257 Einbrüche wurden im ersten Halbjahr 2013 in Potsdam registriert, so viele wie sonst nirgends in Brandenburg.
Von künstlicher DNA verspricht sich die Polizei vor allem einen präventiven Effekt, denn auf deren Einsatz wird etwa mit Aufklebern hingewiesen.„Wenn ein Täter sieht, dass ein Haus markiert ist, geht er eher zum unmarkierten Nachbarhaus“, so Koppe. „Diebe suchen immer den einfachen Weg.“ Studien aus Bremen, wo die Technik schon seit einigen Jahren eingesetzt wird, hätten diese abschreckende Wirkung nachgewiesen.
Darauf hofft auch Kleinmachnow und weist deshalb schon am Ortschild auf den Einsatz von künstlicher DNA hin. Von den 1000 Sets sei bislang knapp die Hälfte verkauft worden, heißt es aus dem dortigen Rathaus. Einen Ansturm habe es nicht gegeben, dennoch zeigte sich der Kleinmachnower Bürgermeister Michael Grubert (SPD) überzeugt: An den unsichtbaren Farbspuren führt in seiner Kommune kein Weg vorbei. Denn seit Jahren ist die Gemeinde nahe der Autobahn ein beliebtes Beuterevier für Einbrecher. Die Sets können zu den regulären Öffnungszeiten des Ordnungsamtes im Rathaus erworben werden. Zuschlagen können nicht nur die Kleinmachnower, sondern auch alle anderen Interessenten – zum Beispiel aus Potsdam. (mit tor)
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