
© Michael Meyer
Sport: Doppelstarts auf dem Dorney Lake
Vier Potsdamer Kanuten stehen bei den Olympischen Spielen vor einer zweifachen Herausforderung
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Seit dem gestrigen Mittwoch ist es amtlich: Katrin Wagner-Augustin vom KC Potsdam wird bei den Olympischen Spielen im August in London nicht nur im Viererkajak starten, sondern Deutschland auch im Einer über die 500 Meter vertreten. „Wir sind froh, mit Katrin diese Baustelle geschlossen zu haben, die sich nach Nicole Reinhards krankheitsbedingter Absage aufgetan hatte“, sagte Reiner Kießler, Chefbundestrainer der Rennkanuten, während des gestrigen Medientages im Bundesleistungszentrum Kienbaum. Dort trainiert die Olympia-Flotte des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) seit ihrer Rückkehr von den Europameisterschaften am Wochenende in Zagreb.
Katrin Wagner-Augustin, die in Zagreb EM-Gold im Soloboot und im K4 gewonnen hatte und die nun in London ihre vierten Olympischen Spiele erleben wird, sieht der Doppelaufgabe zuversichtlich entgegen. „Mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Vierer. In den wollte und habe ich mich wieder gekämpft“, erklärte die 34-jährige Sportsoldatin, der nach ihrer Babypause 2011 ein überzeugendes Comeback gelang. „Der Einer wird das Sahnehäubchen. Wobei man nicht davon ausgehen darf, dass ich da durch meinen EM-Titel nun automatisch auch Olympiasiegerin werde. Eine Medaille wäre schön, aber es wäre sicher vermessen, von Gold zu träumen.“ Jochen Zühlke, der Bundestrainer der Kajak-Frauen, traut der vierfachen Olympiasiegerin in London einiges zu. „Ihr wiedererlangtes Leistungsvermögen und ihre Zeit jetzt in Zagreb lässt uns auch optimistisch Richtung Olympia schauen“, meinte der Potsdamer 39 Tage vor Beginn der Kanu-Wettkämpfe auf dem Dorney Lake in der Nähe Etons.
Dort stehen nach dem am Mittwoch öffentlich bestätigten Einsatzkonzept neben Wagner-Augustin drei weitere Potsdamer Paddel-Asse vor Doppelstarts. Franziska Weber wird zunächst mit ihrer Potsdamer Klubkollegin sowie mit Schlagfrau Carolin Leonhard aus Mannheim und der Leipzigerin Tina Dietze im Vierer und tags darauf mit Dietze auch im Zweierkajak über 500 Meter auf Medaillenjagd gehen. „Das dürfte vom Zeitplan her kein Problem sein“, meinte die 23-jährige Studentin, die in beiden Booten ganz vorn landen möchte. „Wir wissen, dass das unheimlich schwer wird. Man kann aber nicht mit dem Ziel Silber an den Start gehen, weil man sich dann ja schon für schlagbar erklärt“, sagte Weber.
Ronald Rauhe, der sich mittlerweile ganz dem 200-Meter-Sprint verschrieben hat, will sowohl im Einer- als auch – gemeinsam mit Jonas Ems aus Essen – im Zweierkajak in den Medaillenbereich fahren. „Was über 200 Meter unheimlich schwer ist. Wir können ganz vorn ankommen oder auch Neunter werden. Freud und Leid liegen nirgends so dicht beisammen wie im Sprint“, sagte der bei Clemens Paarmann trainierende 30-jährige Potsdamer, der mit Ems in Zagreb Silber im K2 gewann. „Da waren wir in nicht einmal 32 Sekunden im Ziel.“ Rauhe steht in London vor der Herausforderung, Vor- und Endläufe im K1 und K2 jeweils an einem Tag zu bestreiten. „Das ist hart, aber nicht unmöglich“, so der Sportsoldat, der ebenfalls vor seinen vierten Olympischen Spielen steht.
Sebastian Brendel, der in London erstmals um olympische Meriten paddeln wird, will im Einercanadier über 1000 Meter in die Medaillenränge fahren. „Damit wäre ich glücklich“, erzählte der 24-jährige angehende Bundespolizist, der Deutschland auf dem Dorney Lake zwei Tage nach dem Endlauf über den Kilometer auch im C1 über die 200 Meter vertreten wird. „Die 1000 Meter haben Vorrang, auf die ist auch mein Training ausgerichtet. Im Sprint wäre schon der Einzug ins Finale ein Erfolg für mich.“
Jeweils die 1000 Meter bestreiten bei Olympia vom KC Potsdam außerdem Tim Wieskötter im Viererkajak sowie Peter Kretschmer und Kurt Kuschela gemeinsam im Zweiercanadier. In dieser und der nächsten Woche steht für sie wie für alle 16 deutschen Rennkanuten in Kienbaum noch einmal Grundlagentraining auf dem Programm. „Jetzt werden hier nochmal die höchsten Belastungen gefahren, um die individuellen Fertigkeiten aller Sportler auf Vordermann zu bringen“, erläuterte Reiner Kießler, dem DKV-Sportdirektor Jens Kahl – unabhängig vom Abschneiden in London – eine Jobgarantie auch nach den Olympischen Sommerspielen 2012 gab. „Nach zwei Wochen Heimtraining“, so Kießler, „erfolgt dann in Duisburg der letzte Feinschliff, ehe die Mannschaft am 3. August nach London fliegt.“
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