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Doppeltes Spiel. Der Handballer Yannick Schindel kann für Werder und den VfL Potsdam auflaufen.

© Julius Frick

Sport: Doppelt spielen, doppelt fehlen

Yannick Schindel, der für Werder und den VfL Potsdam spielen darf, ist verletzt

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Yannick Schindel hat das Privileg, gleich für zwei Handballvereine spielen zu dürfen – für den VfL Potsdam in der 3. Liga und für den HV Grün-Weiß Werder eine Liga tiefer. Wegen eines Außenbandanrisses, den er sich am vergangenen Samstag im Spiel des VfL gegen Beckdorf zugezogen hatte, fehlt der 21-jährige Kreisläufer heute allerdings auch gleich beiden Vereinen – den Werderanern im Abstiegskampf in Lübbenau, dem VfL beim Auswärtsspiel bei Mecklenburg-Schwerin.

Der Einsatz in zwei Mannschaften ist für ihn möglich, weil es im Handball die Regelung des Zweitspielrechts gibt. Dabei darf ein Spieler, der das 23. Lebensjahr noch nicht beendet hat, zusätzlich zu seinem Erstverein bei einem tieferklassigen Verein zum Einsatz kommen, um Erfahrung zu sammeln. Schindel kam zu seiner doppelten Einsatzchance dabei auf Umwegen. Der gebürtige Wetzlarer stand ursprünglich bei Grün-Weiß Werder unter Vertrag und wechselte im Herbst 2013 zum VfL, wo sich mit dem Weggang von Kreisläufer Alexander Urban eine Lücke auf dieser Position ergab – und erhielt für Werder das Zweitspielrecht. „Man muss immer beim höherklassigen Verein unter Vertrag stehen“, erklärt Schindel.

Kontakt zum VfL Potsdam gab es allerdings schon vorher. Bereits im Januar 2013 stellte sich Schindel bei den Verantwortlichen des VfL vor. „Ich wollte in Potsdam Sportwissenschaften studieren und gleichzeitig Handball auf hohem Niveau weiterspielen“, erzählt Schindel, der zuvor dem Bundesligakader der HSG Wetzlar angehörte und nun an der Europäischen Sportakademie Brandenburg Gesundheitssport und Prävention studiert. Im Frühjahr war er dann zu einem Probetraining erneut in der Landeshauptstadt. „Da der VfL zu diesem Zeitpunkt jedoch schon zwei Kreisläufer unter Vertrag hatte, sagten sie zu mir, dass ich zunächst einmal in Werder zeigen sollte, dass ich dort ein Führungsspieler sein kann.“ Als Urban im Herbst nach oranienburg wechselte, erinnerten sich die VfL-Verantwortlichen an den „abgeschobenen“ Schindel. Anfang November nahmen sie ihn unter Vertrag und stellten ihm ein Zweitspielrecht für die Werderaner aus.

Dort gehört er zu den Leistungsträgern. „Sein Ausfall ist schon sehr hart für uns“, sagt Werders Trainer Silvio Krause. Eine MRT-Untersuchung stellte einen Außenbandanriss, ein Knochenmarksödem sowie die Zerrung weiterer Bänder im rechten Sprunggelenk fest. Somit muss der Kreisläufer für zwei Wochen pausieren. „Danach kann er wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und mit einem Tapeverband auch spielen“, so Krause, dessen Team sich noch im Abstiegskampf befindet und am Samstag in Lübbenau bei einem direkten Konkurrenten antritt. „Wir haben in den vergangenen Spielen gut gepunktet, sodass wir uns erst einmal mit fünf Punkten vom Abstiegsplatz absetzen konnten. Ich denke, wenn wir noch zwei Punkte in den verbleibenden fünf Spielen holen, sollte es für den Klassenerhalt reichen", sagt Krause und blickt damit trotz Schindels Verletzung zuversichtlich auf die Saisonendphase.

Bei den VfLern, bei denen Schindel seit Saisonbeginn mittrainiert, ist der Student eher Ergänzungsspieler und hilft aus, wenn Werder kein Spiel hat. „Für mich sind es zwei völlig unterschiedliche Situationen“, sagt Schindel, der erst im Alter von 16 Jahren zum Handball kam. „In Potsdam, wo ich seit Saisonbeginn mittrainieren darf, lerne ich unheimlich viel und in Werder kann ich diese Erfahrungen einbringen. Beim VfL bin ich dankbar über jede Spielminute.“

Langfristig gesehen möchte er jedoch mit dem VfL Potsdam den Aufstieg in die Zweite Bundesliga schaffen. Gespräche über eine Vertragsverlängerung über die laufende Saison heraus gebe es bereits. Bei dem am 12./13. April stattfinden Turnier um den brandenburgischen Landespokal (Final Four) kommt es jedoch erst einmal zum Aufeinandertreffen seiner beiden Vereine. „Da spielt Yannick auf jeden Fall bei uns“, sagt Werder-Trainer Krause. „Ob er in der nächsten Saison wieder ein Doppelspielrecht bei uns und dem VfL bekommen wird, steht jedoch noch in den Sternen.“ Luisa Müller

Luisa Müller

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