Landeshauptstadt: Dorgerloh warnt vor „Imageschaden“ Stiftungschef plädiert für mehr „Augenmaß“
Der Generaldirektor der Preußischen Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, fordert eine „Selbstverständigung“ in Potsdam zum Umgang mit dem historischen Erbe. „Nötig ist Augenmaß“, sagte Dorgerloh am Dienstag in einem PNN-Gespräch.
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Der Generaldirektor der Preußischen Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, fordert eine „Selbstverständigung“ in Potsdam zum Umgang mit dem historischen Erbe. „Nötig ist Augenmaß“, sagte Dorgerloh am Dienstag in einem PNN-Gespräch. Er schaltete sich damit in die Debatte um Konsequenzen aus dem Prüfungsbericht des Berliner Verwaltungsrechtlers Ulrich Battis ein. Dieser hatte dem Potsdamer Denkmal- und Bauamt einen willkürlichen Umgang mit Investoren attestiert und die gängige Praxis kritisiert, Maximalforderungen durchzusetzen.
Dorgerloh machte keinen Hehl daraus, dass er diesen Kurs der Potsdamer Denkmalpflege für kontraproduktiv hält. „Man kann Denkmalpflege nicht autoritär betreiben, nicht ohne Akzeptanz“, so der Stiftungschef. Dies sei „eine Frage des Selbstverständnisses.“ Die Verantwortung für ein Denkmal habe „schließlich der Bauherr, und nicht die Behörde“, die „keine Baupolizei“ sei. Zugleich warnte Dorgerloh davor, dass als Konsequenz aus der Debatte „Denkmalpflege jetzt nicht klein gemacht oder verdrängt werden darf - gerade in einer Stadt wie Potsdam geht das nicht“. Er hoffe, dass es dem Rathaus gelinge, die Probleme zu lösen, da sonst ein „Imageschaden“ für die Stadt, wie auch für die Denkmalpflege drohe.
Mit Dorgerloh äußert sich erstmals ein prominenter Brandenburger Denkmalpfleger, der die Strukturen und Akteure in Stadt und Land als früherer Denkmalreferatsleiter im Kulturministerium bestens kennt, zu den Missständen. Die Stiftung ist in Potsdam die zuständige untere Denkmalschutzbehörde für die gesamten, zum Weltkulturerbe gehörenden Schloss- und Parkanlagen, während das in die Kritik geratene kommunale Denkmalamt die Obhut über die reine Stadtanlage, also etwa die barocke Innenstadt oder die Villenvororte hat. Es sei fachlich hervorragend qualifiziert, leiste „viel Vorzeigbares“ und sei „bundesweit eins der am besten ausgestatteten Ämter“, betonte Dorgerloh. Er sieht darin auch einen Grund für die selbstbewusste Eigenständigkeit - Kritiker nennen es Eigenleben - des Potsdamer Denkmalamtes, das etwa zu selten auf das Know-How des Landesdenkmalamtes zurückgreift. „Es hat immer wieder Fälle gegeben, wo die Potsdamer Denkmalbehörde strengere Auflagen formuliert hat als das Landesdenkmalamt – was ungewöhnlich ist“, so Dorgerloh. Er wies auf ein Potsdamer Missverhältnis im Umgang mit dem Erbe hin: Er wünsche sich, dass die Stadt bei Planungen mehr Rücksicht auf den Umgebungsschutz der zum Welterbe zählenden Parks nehme, sagte Dorgerloh. Er halte dies für das „Gesamtensemble Potsdam“ für wichtiger, als am einzelnen Haus „bis ins letzte Detail“ Standards durchzusetzen „als wäre es ein königliches Schloss“. Von Auflagen wie 30000 Euro teure sechsmal gedrehte Eisengittern für Kellerfenster, wie bei Günther Jauch geschehen, halte er nichts. Dorgerloh begrüßte, dass im Rathaus eine Schlichtungsstelle eingerichtet werden soll, um bei Konflikten zwischen Investoren und Denkmalschutz Kompromisse zu finden.
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