
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Drachenballett bei Flaute
Der Volkspark lag gestern unter einer Dunstglocke und ein Pilot hatte Zeit zum Plaudern
Stand:
Die Drachenpiloten - so nennen sie sich offiziell - Grischa König und Florian Diehl haben sich unter einen schattigen Baum zurückgezogen. Über dem Volkspark hängt eine Dunstglocke und kaum ein Lüftchen regt sich. Der Volkspark hat am Sonntag mit seinen Ferienangeboten von vornherein gegen die Konkurrenz der Strandbäder und Swimmingpools verloren. Ein paar Skater ziehen ihre Runden, Kinder planschten qietschend auf dem Wasserbett an der Biosphäre, hier und da lagern Familien im Gras. Sommerflaute
Jeden 1. Sonntag im Monat – auch am Flautensonntag gestern – sind die Drachenjongleure der Berliner Firma Flying Colors im Volkspark zu Gast und bieten Unterricht für Drachenpiloten und solche, die es werden wollen, an. 20 Drachen stehen dafür zur Verfügung. Und Flying Colors organisiert auch jedes Jahr im September das Potsdamer Drachenfest. Grischa König ist dann mit dabei, wenn im Volkspark die Flächen abgesteckt, die Zelte und Versorgungsstände aufgestellt und die Organisationsmaschinerie in Schwung gebracht werden muss. Grischa ist von Beruf Tischler und gehört nicht zur Firma, doch seit ihn 2005 die Lust am Drachenfliegen packte, geht seine ganze Freizeit, wie er gesteht, für das Hobby drauf. Zuerst habe er alle Drachenflugmöglichkeiten ausprobiert, erzählt er, vom Traction-Kiting über das Figurenfliegen mit Lenkdrachen bis zum Trickflug. Bei dem sei er dann geblieben. Das besondere am Trickflug, sagt der junge Mann aus Berlin, könne man nur schwer erklären. „Wir nutzen den Raum dreidimensional“, versucht er es. Der Drachen würde sich auch um seine eigene Achse drehen und gewissermaßen Ballett tanzen können. Aber dann winkt er doch ab, besser man würde sich das anschauen und einen eigenen Eindruck gewinnen. Für die Trickflieger gibt es, wie für die anderen Disziplinen auch, Ausscheide. Die nennen sich Tricks-Party und – obwohl es auch um Anerkennung und einen guten Platz in der Rangliste geht – das heiße nicht nur Tricks-Party, es sei auch eine, sagt Grischa und nimmt den Wettbewerb offenbar nicht allzu ernst. Aber dann muss er doch anmerken: „Ich kann einen Lenkdrachen punktgenau auf Ihrem Kopf landen.“ Und: „Ich würde Sie dabei nicht verletzten.“ Bei den Ausscheiden – der letzte, an dem Grischa teilgenommen hat, fand in Hasewinkel statt und „ich glaube, ich hatte den 5. Platz – werden Ballettkombinationen bei der Kür verlangt und in der Pflicht ganz bestimmte Tricks, die vorher festgelegt werden. „Die sollte man dann schon drauf haben“, meint der Drachenpilot. Er selbst hat vier Drachen Zuhause, immer das Neueste, denn die Entwicklung gehe rasant voran. Die alten Modelle werden wieder verkauft, denn so ein Luftakrobat sei teuer, bis 400 Euro könne man dafür ausgeben. Die Drachen würden immer besser, leichter und präziser. Grischa König legt dabei keinen Wert auf Schnelligkeit, er möchte lieber langsam und „ radikal“ die Tricks ausloten. dif
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