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Landeshauptstadt: Dreh mit harten Kerlen

Macht, Intrigen und eine eiserne Faust: Henning Baum spielt für die UFA den Raubritter Götz von Berlichingen. Ein Drehbesuch auf einer Burg bei Prag

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In voller Ledermontur und mit Narben auf der Stirn steht der Schauspieler Henning Baum im Innenhof der Burg Tocnik bei Prag. „Götz ist jemand, der sich außerhalb des Gesetzes bewegt“, sagt der 40-Jährige über seine neueste Rolle. Gemeint ist Götz von Berlichingen, der rauflustige Ritter und Bauernführer des 16. Jahrhunderts. Regisseur Carlo Rola („Krupp – eine deutsche Familie“) verantwortet den abendfüllenden Historienfilm. Es ist die erste Produktion der neu strukturierten UFA Fiction aus Potsdam in Ko-Produktion mit Mia Film im Auftrag des Senders RTL. „Wir wollen wieder mehr Filme machen“, so Sendersprecher Claus Richter.

Mit seinen beim Boxen gestählten Muskeln wird Baum dem Bild des Ritter-Machos gerecht. Der echte Götz starb vor 451 Jahren und wurde zur Legende – ähnlich einem Robin Hood, der Reiche überfällt und Armen hilft. „Götz ist ein freiheitsliebender Mensch“, meint Baum über den Ritter. Dann klettert Baum eine Zehn-Meter-Leiter zur Plattform über dem mittelalterlichen Burgtor hoch. Hier fällt der Kernsatz, wie ihn Dichterfürst Goethe weltberühmt machte. „Er soll mich im Arsch lecken“, raunt der Schauspieler mit tiefer Stimme. Dem Bischof von Bamberg, der seine Burg belagert, gibt jemand wie Götz nicht klein bei.

Gewaltige Nebelschwaden ziehen aus einer Maschine in den Hof der Burg Tocnik. Mit ihren Naturstein-Mauern verleiht sie dem Ganzen einen authentischen Charme. Mehr als 40 Stuntmänner versuchen sich an der Eroberung einer Burgmauer, werfen Haken und stürzen von Pfeilen getroffen nieder.

Schauspieler Baum meint: „Es geht nicht darum, historisch genau abzubilden, sondern es geht darum, eine spannende Geschichte zu erzählen.“ Eine Wendung, wie sie nicht in der Sage steht, nimmt das Drehbuch nach Götz' Verletzung auf dem Schlachtfeld. Dennenesch Zoudé mimt die Naturheilerin Saleema, die als Sarazenin vorgestellt wird. „Was beide vereint, ist ihre Stärke“, meint Zoudé. Zoudé beschreibt sich selbst als Stadtkind und musste für den Film erst einmal Reiten und Bogenschießen lernen. „Ich musste ganz von vorne anfangen und bin erst mal mit dem Pferd an der Leine spazieren gegangen“, berichtet sie. In ihre Rolle tauche sie ganz ein: „Das ist Mittelalter – da ist alles ein bisschen gröber.“

Ein Film-Double kommt nicht infrage. „Ich mache hier alle Kämpfe selbst“, sagt Baum. Gleich in der Anfangsszene kommt es zu einer aufwendigen Rauferei, bei der drei Schauspieler auf zehn Stuntleute treffen. Das muss präzise vorbereitet sein. „Wenn solch ein Axthieb danebengeht, dann ist die Hand durch“, sagt der Schauspieler. Nicht viel anders erging es dem historischen Götz. Während einer Belagerung im Jahr 1504 reißt eine Kanonenkugel dem fränkischen Reichsritter den rechten Unterarm weg. Die Eisenhand, die Götz als Prothese bekommt, wird bald zu seinem Markenzeichen. Für den Film wurde sie nachgebaut. „Sie funktioniert“, sagt Baum. „Man kann das Schwert fixiert halten.“ Michael Heitmann

Michael Heitmann

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