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Sport: Drei Champions aus Potsdam
Beim Finalsieg zum Gewinn der U 20-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen bereitete Turbines Pauline Bremer den entscheidenden Treffer vor. Felicitas Rauch: „Das intensivste Spiel der WM“
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„An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit.“ Der Song der Toten Hosen dröhnte mit voller Lautstärke aus der deutschen Kabine im Stadion von Montreal. Pardon: aus der Weltmeisterkabine. Mit 1:0 in der Verlängerung nach torloser regulärer Spielzeit haben sich die deutschen U20-Frauen gegen Nigeria den Weltmeister-Titel zurückgeholt. Der dritte Stern ist da. Nach 2004 und 2010 ist das Triple perfekt. Deutschland darf sich jetzt sogar gemeinsam mit den USA Rekordweltmeister nennen. Jetzt ist die 4,7 Kilogramm schwere Trophäe wieder zurück und findet ihren Platz beim Deutschen Fußballbund (DFB) dort, wo alle Pokale stehen, nämlich hinter Glas zu besichtigen in der Lobby der Frankfurter Verwaltung.
Wie schon in den Partien auf dem Weg ins Finale hat Pauline Bremer vom Bundesligisten Turbine Potsdam erneut großen Anteil am Sieg. Es war ihr Einsatz vor 15 822 Zuschauern – darunter Bundestrainerin Silvia Neid und DFB-Sportdirektorin Steffi Jones –, der zum Siegtreffer in der 98. Minute durch Lena Petermann führte und nicht nur ganz Frauenfußball-Deutschland in Verzückung versetzte. Fernsehmoderator Kai Pflaume gehörte per E-Mail zu den ersten Gratulanten; er wurde zum Glücksbringer, als das Team ihn auf dem Hinflug zur WM in Frankfurt am Flughafen traf. Auch Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski sowie DFB-Nationaltorhüterin Nadine Angerer twitterten unmittelbar nach Abpfiff ihre Glückwünsche.
Die Potsdamerin Felicitas Rauch war nach dem Schlusspfiff nach 120 Minuten völlig aufgelöst in ihren Freudentränen. Die kullerten ungehemmt und wollten gar nicht mehr aufhören. Während Pauline Bremer mit der Deutschlandfahne um die Schulter durch den Innenraum des Olympiastadions wieselte und vor Freude überschäumend sprudelte. „Mir geht es super. Ich bin so froh, dass wir es geschafft haben. Es war eine Hammer-Teamleistung. Wir sind alle nur glücklich“, beschrieb die strahlende Gewinnerin des Silbernen Schuh als zweitbeste Torschützin des Turniers ihre Gefühlslage. „Wir haben uns immer weiter gepusht und wollten auf jeden Fall diesen Sieg. Wir haben immer an uns geglaubt, uns in der Kabine an unsere Stärken erinnert und gesagt, was wir besser machen sollen. Dann hat es zum Glück in der Verlängerung auch noch geklappt."
Typisch Bremer, deren unbändiger Wille am Ende mitentscheidend war. Die 18-Jährige nahm sich einfach ein Herz, jagte auf der rechten Seite der Nigerianerin Abasi den Ball ab, zog unwiderstehlich zur Grundlinie davon, um dort schulbuchmäßig diagonal zurück auf Lena Petermann zu passen. Die Sportstudentin aus Orlando in Florida, beheimatet in Otterndorf bei Cuxhafen, verwertete zum Sieg.
Dabei schien das deutsche Team in der 85. Minute bereits besiegt. Doch wurde der nigerianische Treffer korrekterweise wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben, als die Nigerianerin Ayila unnötigerweise den Kopfball ihrer Kameradin Ihezuo aus kürzester Distanz noch über die Linie trat. Da war es wieder, diese Glück der Tüchtigen, das Pauline Bremer immer wieder mit beschworen hatte während des Turniers. So auch nach dem Finale. „Wir haben alles gegeben und hatten am Ende auch das nötige Quäntchen Glück“, meinte Bremer.
Und Felicitas Rauch sagte zum Finale: „Es war das intensivste Spiel der WM. Am Ende sind wir glücklich, den Titel geholt zu haben." Das gilt auch für Wibke Meister, die im Abschlusstraining umgeknickt war und so den Triumph nur als Zuschauerin erleben konnte.
Am heutigen Dienstagmorgen um 8.20 Uhr wird die wohl etwas übermüdete Mannschaft mit Flug „AC 876“ aus Montreal zurückerwartet. Wie der DFB am Montag mitteilte, finden direkt am Frankfurter Flughafen ein Empfang und eine Ehrung statt.
Rainer Hennies
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