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Landeshauptstadt: Drei Gesamtschulen sollen Gymnasien werden

Schulverwaltung plant ab 2011 mit insgesamt elf Gymnasien / Ministerium gegen Umwandlung der Schulen

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Die Schulentwicklungsplanung der Landeshauptstadt steht vor einer neuen Zeitrechnung: Wie aus einem Arbeitspapier der Stadtverwaltung und des Arbeitskreises Schulentwicklung hervor geht, sollen die drei Gesamtschulen „Goethe“ in Babelsberg, „Lenné“ im Zentrum-Ost sowie „Voltaire“ in der Innenstadt künftig Gymnasien werden. Als Start der neuen Schulform sei das Jahr 2011 genannt. Sollten die drei Gesamtschulen künftig Gymnasien werden, hätte die Landeshauptstadt sieben städtische und vier private Gymnasien, zwei Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe sowie vier Oberschulen.

Diese Entwicklung sei besorgniserregend, erklärte Stephan Breiding aus den Bildungsministerium. Es bestehe aus der Sicht des Landes keine Notwendigkeit für diesen Schritt. Alle seien gut funktionierende und anerkannte Schulen. Zudem sei in Potsdam das Angebot des 13-jährigen Abiturs gefährdet. Die Neuregelung würde es für Oberschüler deutlich erschweren, ein Abitur zu erreichen, so Breiding. Denn in Potsdam würde es dann nur noch eine Gesamtschule geben, auf Gymnasien wird das Abitur nach zwölf Jahren ablegt. Die Planungen seien nicht mit dem Land abgestimmt, sagte Breiding. Allerdings, so der Ministeriumsmitarbeiter, obliege die Schulplanung allein der Stadt.

Welche Auswirkungen dies auf das Anwahlverfahren der Eltern und Schüler haben könnte, wird von den Schulleitern unterschiedlich bewertet: Ortrud Meyhöfer von der Voltaire-Schule sagte gestern, die Eltern fragen nach Abitur und Gymnasium. Durch die Umwandlung der Gesamtschulen in Gymnasien würden zudem die Oberschulen profitieren. Die vor drei Jahren eingeführten Oberschulen sind in Potsdam die Verlierer der letzten Bildungsreform. Acht Oberschulen sind an den Start gegangen, nach nur zwei Jahren mussten sie wegen geringer Resonanz der Eltern und Schüler schließen. Frank Brandt, Schulleiter der Steuben-Gesamtschule, sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die Steuben-Schule im Kirchsteigfeld soll weiter Gesamtschule bleiben, sagte er.

Es sei eine inhaltliche Debatte zu führen, sagte Ortrud Meyhöfer. Sie favorisiere, künftig verschiedene Weg zum Abitur anbieten zu können – sowohl nach zwölf als auch nach 13 Jahren. Darüber sei nun zu reden. Das Schulgesetz sieht vor, dass des 13-jährige Weg über die Oberstufenzentren abgesichert werden soll. Einziger Makel in Potsdam: an den OSZs in der Landeshauptstadt ist der Abiturzweig kürzlich eingestellt worden. Zwei Konferenzen hat es mit den Schulleitern der Gesamtschulen gegeben, hieß es gestern. Für das beginnende Ü 7–Verfahren bleibe alles beim Alten: wer sich als Gesamtschüler anmeldet, wird den gewählten Abschluss auch so absolvieren, erklärte gestern eine Stadtsprecherin.

Die SPD will nun in einen Diskussionsprozess mit Eltern, Schülern und Lehrern gehen und sich danach entscheiden, ob die Umwandlung der drei Gesamtschulen in Gymnasien vollzogen wird. „Wir werden Schulen, die so außerordentlich beliebt sind, erfolgreich arbeiten und das Abitur nach 13 Jahren anbieten nicht ohne Not und Mitsprache umwandeln“, sagte die Stadtverordnete Manja Orlowski. Die Linken gehen hingegen auf Konfrontation zu den Plänen. Die Gesamtschulen, die derart stark angewählt werden, müssten durch die Politik und die Stadt gestärkt werden, statt sie abzuschaffen. Die Gesamtschule sei die Schulform, die einer Gemeinschaftsschule am ehesten ermögliche, so Hella Drohla von den Linken. Jan Brunzlow

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