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Landeshauptstadt: Drei Jahre ist nichts geschehen

Vereinsvorsitzender Siegfried Benn über den Weiterbau und Probleme beim Stadtkanal

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Vereinsvorsitzender Siegfried Benn über den Weiterbau und Probleme beim Stadtkanal Zum Tag der deutschen Einheit wird es ein Kanurennen auf dem Stadtkanal geben – obwohl die beiden Teilstücke in der Yorckstraße noch immer nicht miteinander verbunden sind. Aber auch so hat sich der Stadtkanal als innerstädtisches Wohlfühl-Ambiente längst bewährt, unter anderem am Brandenburg-Tag wie auch bei den Europafesten. Doch der weitere Ausbau stagniert. PNN-Mitarbeiterin Hella Dittfeld befragte den Vorsitzenden des Stadtkanalvereins, Siegfried Benn, nach Plänen und Problemen. Planungen aus dem Jahr 2000 sahen einmal vor, den gesamten Stadtkanal bis 2016 freizulegen. Die Wiederherstellung des ersten Bauabschnitts in der Yorckstraße hat dann auch sehr gut geklappt bis auf die Herausnahme des Mischwasserkanals. Doch schon 2003 ist nichts mehr passiert, obwohl der weitere Ausbau im Abschnitt zwei und drei (Haveleingang bis Berliner Straße) gut vorbereitet war. Inzwischen sind zum ursprünglichen Zeitplan drei Jahre verloren gegangen. Wo sehen Sie die Versäumnisse? Der Vorstand des Fördervereins sieht vor allem das Verhalten der Stadtverwaltung kritisch. Elke von Kuick-Frenz als Baubeigeordnete und das Stadterneuerungsamt begreifen offenbar nicht, welche Bedeutung der Stadtkanal für die alte Stadtmitte hat. 2003 und 2004 geschah nichts, es wurden keine Fördermittel beantragt. Als Grund wurde angegeben, dass der Bereich zwischen Berliner Straße und Havel noch kein Sanierungsgebiet sei. Für 2004 wurden vom Land dann zumindest 50 000 Euro Fördermittel für den Beginn von Planungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Die Planungsbüros Aqua Plan Stahnsdorf und Planwerk Berlin/Potsdam haben daraufhin angefangen zu arbeiten, erste Untersuchungen wurden gemacht und Absprachen mit dem Sanierungsträger und der Oberen und Unteren Wasserbehörde getroffen. Offiziell beauftragt mit der Planung sind die beiden Büros aber bis heute nicht. Deshalb muss der Verein davon ausgehen, dass bis heute nicht am Ausbau des nächsten Teilstücks gearbeitet wird. Stadtschloss, Stadtkanal und Garnisonkirche. Vielleicht ist das insgesamt ein Luxus, den sich Potsdam gar nicht leisten kann? Diese drei Projekte in der historischen Mitte haben das alte Stadtbild entschieden geprägt und wenn man das Gesamtkunstwerk „Alte Stadtmitte“ wiederbeleben will, dann muss man sich dazu auch bekennen. Ganz egal, welche Hebel dafür im Einzelnen in Bewegung gesetzt werden, es sollten auch die Fördermöglichkeiten nicht außer Acht gelassen werden. Sie spielen auf das Bund-/Länderprogramm städtebaulicher Denkmalschutz an, das für die Förderung des Stadtkanals in Frage käme? Richtig. Dem Verein sind Sponsoringmittel von 1,2 Millionen Euro zugesagt worden, die als Komplementärgelder für eine Landesförderung eingesetzt werden könnten. Damit wäre es möglich, bei 80 Prozent Förderung das gesamte Teilstück bis zur Berliner Straße in voller Tiefe auszugraben und wieder instand zu setzen. Hinzu käme der Einsatz von Azubis des Bildungsvereins Bautechnik, was auch noch einmal Geld sparen würde. Unter der Leitung des Sanierungsträgers durch Frank Hulsch wurden diese Lehrlinge zum Pflastern des zweiten Kanalstücks in der Yorckstraße eingesetzt und dadurch 50 000 Euro gespart. In der Straße Am Kanal könnten sie auch noch Steinsetzer- und Maurerarbeiten übernehmen. Für die Lehrlinge wäre es zudem die Möglichkeit, sich an ganz praktischer Arbeit zu erproben. Und die Kellertorbrücke? Wenn der Verein sieht, dass es mit den Arbeiten am Stadtkanal weitergeht, gibt es auch da noch die Möglichkeit, einen Sponsor anzusprechen. Die Stadt verschenkt im Moment ganz real die Chance, ihre Anteile durch Sponsoring zu ersetzen. Vielleicht frisst ja der Aufbau des Stadtschlosses alle Fördermittel auf? Es gibt immer Möglichkeiten, auch bei den Fördermitteln Akzente zu setzen. Andere Städte wollen das Wasser in ihren Mauern ebenfalls wieder beleben. Sind die schon weiter mit ihren Bestrebungen? Wir haben Kontakte mit mehreren deutschen Städten, zum Beispiel mit Bielefeld, das das Flüsschen Luther wieder sichtbar offen legen will. Weiter ist schon Leipzig mit der Wiederbelebung der Pleiße. Dort werde ich unsere Erfahrungen am 30. September in einem Vortrag darstellen. Der Verein hat der Stadt angeboten, eine Firma zu gründen, die den Stadtkanal in eigener Regie betreibt und für seine Reinigung sorgt. Gibt es auch da Probleme? Ehe wir nicht das zweite Teilstück ausgebaut haben, wird es diese Firma nicht geben, denn es muss Einnahmen über Werbung und Feste geben, die die Ausgaben decken. Alles steht und fällt also mit dem Kanal in der Straße am Kanal.

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