
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: „Drei Minuten vor 12“
Baubeigeordneter Klipp übergab Welterbe-Bescheide
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Bornstedt - Es sei nicht so, dass „Potsdam ein besonders gestörtes Verhältnis zu seinem Welterbe“ habe. Vielmehr sei die Stadt nun sogar „über ihren eigenen Schatten gesprungen“ und bringe die nötigen zehnprozentigen Eigenmittel für die Inanspruchnahme der Welterbe-Millionen des Bundes in Höhe von 389 000 Euro auf. Dies erklärte gestern Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) bei der Übergabe der Fördermittelbescheide an die Potsdamer Träger von Welterbe-Gebäuden. In der Kirche Bornstedt sagte Klipp, die vom Bund bereitgestellten Konjunkturfördermittel über 3,5 Millionen Euro seien nicht für Dinge vorgesehen, „die man machen oder auch lassen kann“. Vielmehr würden damit dringend notwendige Sanierungen finanziert, die weder von der Stadt noch von den Welterbe-Eignern selbst geleistet werden könnten.
Saniert werden mit den Mitteln ab Frühjahr kommenden Jahres der Turm der Kirche Bornstedt, die Trauerhalle des Bornstedter Friedhofes, die Villa Tieck und der Friedenssaal, das Königliche Teehaus in der Kolonie Alexandrowka und ein Friedhofswärterhaus auf dem jüdischen Friedhof. Zudem soll mit dem Geld ein Wegeleitsystem für das Welterbe geschaffen werden.
Mit knapp 60 000 Euro könne die jüdische Gemeinde endlich „die jahrelangen Arbeiten“ am Friedhofswärterhäuschen beenden, freute sich Mykhaylo Tkach, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Potsdam. Die Villa Tieck, genutzt als Kindergarten, war kurz davor, die Betriebsgenehmigung als Kita zu verlieren, informierte Pfarrer Horst-Dieter Weyrauch. Allein für die Außenfassade müssten 340 000 Euro aufgebracht werden. Insgesamt erhält die Friedensgemeinde 1,6 Millionen Euro. Die eine Million Euro für die Kirchengemeinde Bornstedt kommt laut Friedhofschefin Jutta Erb-Rogg „drei Minuten vor 12“: Der Mörtel im Kirchenturm sei ausgewaschen; die Trauerhalle drohe schlicht einen Hang herabzurutschen. Der Friedensgemeinde dürfte Jutta Erb-Rogg die etwas üppigere Zuwendung schon deshalb gönnen, weil sie dort einmal beinahe von einer herabfallenden Palmette erschlagen worden sei. Jutta Erb-Rogg erinnerte an das zunächst vorherrschende Unverständnis in der Stadtverwaltung darüber, warum die Stadt Geld für die Kirche ausgeben sollte. Dabei sei die Trauerhalle ein Angebot des Friedhofs an Nichtchristen. Erst mit dem neuen Baubeigeordneten Klipp, der derzeit wegen der Debatte um die Bibliothek „auf einem Feuerofenstuhl“ sitze, habe sich das Verständnis der Stadt gebessert. Guido Berg
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