Links und rechts der Langen Brücke: Drei Siege müssen her
Jan Brunzlow über die Qualifikation des „FC Turbine Babelsberg“ für die Frauenfußball-WM 2011. Gegner sind der „FC Jura“ und „FFC Angela Merkel“
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Die Partie ist gerade einige Minuten alt, da platziert Potsdams Spielmacher Jann Jakobs einen straffen Schuss aus der Defensive heraus zu Mitspieler Theo Zwanziger. Der DFB-Präsident muss nun für einen Sieg des „FC Turbine Babelsberg“ mit Spielmacher Jakobs laufen und die entscheidenden Treffer erzielen. Ein klarer Sieg wäre am Ende: Die Frauenfußball-WM 2011 findet in Deutschland statt und Potsdam ist mit einem zum Großteil durch Bundesgelder sanierten Karl-Liebknecht-Stadions oder einem Stadionneubau an anderer Stelle Austragungsort. Das entspräche in etwa einem 12:0 für Potsdam. Also kaum vorstellbar, doch im deutschen Frauenfußball ist selbst das kein unwahrscheinliches Ergebnis – Turbine Potsdam hat es in den vergangenen Jahren gelegentlich vorgemacht. Doch die aus verschiedenen Teams zusammengewürfelte Potsdam-Auswahl mit ihrem Spielführer hat nach langen internen Querelen erst die Auslosung zur nötigen WM-Qualifikation überstanden. Denn in dieser Woche hat eine Machbarkeitsstudie zwei Varianten aufgezeigt: Die Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions mit dann 10 000 Sitzplätzen, neuen Tribünen und Tiefgarage für 24,3 Millionen Euro. Oder den Bau einer 20 000-Zuschauer-Arena in der Waldstadt für 41 Millionen Euro. Zumindest haben sich die Potsdamer nach Veröffentlichung der Studie auf eine Spielstätte für die Qualifikationsspiele verständigt: Sie wollen künftig im sanierten Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg auflaufen. Nun ist jedoch noch nicht bekannt, ob das ausgesuchte Spielfeld überhaupt bespielbar ist. Das legt der internationale Fußballverband erst Ende Februar fest. Ungewiss ist auch, wer danach der stärkste Gegner sein wird. Mindestens drei Spiele muss der „FC Turbine Babelsberg“ bestreiten: gegen den „FC Jura“, bestehend aus klagenden Anwohnern, die mit allen juristischen Mitteln die Flutlichtanlage und das Stadion an sich bekämpfen; gegen den „FC Amtsschimmel“, der in den kommenden Wochen über die Erteilung einer neuen Baugenehmigung für die bestehende, abklappbare Flutlichtanlage im Bereich des Unesco-Welterbes entscheiden muss – und gegen den „FFC Angela Merkel“, mit der die Gespräche über die Finanzierung der Stadionsanierung laufen sollen. Eines ist dabei anders als bei echten WM-Qualifikationsspielen: Unentschieden reichen nicht aus, drei Siege müssen her.
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