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Unterstützung für den Support. Die Fanszene des SV Babelsberg 03 wird wieder aktiv betreut und begleitet. Nach monatelangem Stillstand des Fanprojektes hat dieses mit zwei neuen Mitarbeitern wieder seine Arbeit aufgenommen.

©  Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Dreiecksbeziehung wiederhergestellt

Fast ein halbes Jahr lag das Fanprojekt des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 brach. Jetzt herrscht wieder Belebung: Die zwei Mitarbeiterstellen sind besetzt, der Fanladen ist geöffnet. Fans und Verein hoffen auf die Rückkehr funktionierender Strukturen.

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Der offensive Vorstoß hat Wirkung gezeigt. Nachdem der Fanbeirat des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 und der Verein im vergangenen November in einem öffentlichen Appell alarmierten und auch die Potsdamer Neuesten Nachrichten darüber berichteten, dass der Fanladen in der Karl-Gruhl-Straße als wichtiges und gefördertes Fanprojekt seit Monaten ruht, hat sich was getan. Seit Mitte Dezember gibt es einen neuen Mitarbeiter im Fanprojekt, ab 1. Februar wird es einen neuen Projektleiter geben.

Damit beendet das Sozialpädagogische Institut Berlin (SPI) als Träger des Fanprojektes einen monatelangen Missstand, dessen Folgen bereits erheblich zu spüren waren. Durch das Fehlen pädagogischer Arbeit mit jungen Fans, konkreter Angebote und des Anlaufpunktes in der Karl-Gruhl-Straße war es merklich zu Disharmonien zwischen Fanszene, Verein und Polizei gekommen. „Gerade an Spieltagen fehlte eine Anlaufstelle oder Kontaktperson“, sagt Max Hennig vom Fanbeirat des SVB. Zudem fielen „unter der Woche die Bildungsangebote des Fanprojektes für Jugendliche weg, bei denen es darum geht, dass sie über den Tellerrand des Fußballs hinausschauen und sich persönlich weiterentwickeln“, so Hennig.

Fanbeirat: Neue Mitarbeiter machen guten Eindruck

Die bisherige Projektleiterin hatte im vergangenen August gekündigt, die zweite Mitarbeiterin war seitdem krank. Gregor Vöhse, der zuvor das Fanprojekt über viele Jahre betreut hatte, warnte vor einer Destabilisierung der mühsam und letztlich erfolgreich aufgebauten Strukturen. Fans und Verein hatten bei der Neubesetzung der Posten vehement betont, dass die neuen Mitarbeiter zur linksalternativen Klientel der Anhängerschaft und zu den Werten des SV Babelsberg 03 als weltoffenen Verein passen müssen.

Nach einem Treffen mit dem neuen Projektleiter hat Hennig einen „sehr positiven Eindruck“. Ab kommender Woche wird Patrice Hannig den Fanladen leiten. Der 30 Jahre alte Soziologe arbeitete seit 2015 als Jugendbildungsreferent von Die Falken, der sozialistischen Jugend in Bremerhaven. Auch vom zweiten neuen Mitarbeiter im Fanprojekt, Marcus Burmester, hat Henning einen guten Eindruck. Seit Dezember ist Burmester im Fanladen aktiv. „Er ist sehr engagiert und fähig und passt gut bei uns rein“, so Hennigs Urteil. Seit Burmesters Ankunft ist der Fanladen wieder geöffnet, Betreuung und Programm laufen wieder.

Zufriedenheit beim Verein und der Stadtpolitik

Auch in der Geschäftsstelle des SV Babelsberg 03 werden die neuen Entwicklungen erfreut zur Kenntnis genommen. „Es ist gut, wenn dadurch die Dreiecksbeziehung zwischen Fans, Verein und Polizei wiederhergestellt wird“, sagt Thoralf Höntze, Mitarbeiter für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit des SVB. Die tägliche Fanarbeit, die der Verein nicht leisten kann, sei für alle Seiten wichtig und notwendig. Nur so können Werte, die in der Vergangenheit vermittelt wurden, an jüngere Fan-Generationen weitergegeben werden.

Zufrieden ist auch Lutz Boede, Geschäftsführer der Stadtverordnetenfraktion Die Andere und Kandidat für die Potsdamer Oberbürgermeisterwahl im September. Boede und Die Andere hatten die Diskussion um die unbesetzten Projektstellen mehrmals angemahnt und schließlich auch im Jugendhilfeausschuss des Stadtparlamentes zum Thema gemacht – neben weiteren unbesetzten Stellen in sozialen Bereichen. Laut Boede habe das Potsdamer Jugendamt das SPI als Träger des Fanprojektes angemahnt, zügig eine Lösung und geeignetes Personal zu finden. „Wir hätten uns zwar eine bessere Beteiligung bei der Auswahl der Kandidaten gewünscht“, sagt Boede – ebenso wie Thoralf Höntze vom SVB. Doch letztlich sei es sehr erfreulich, wenn nunmehr die Arbeit fortgesetzt werden kann.

Problem bleibt die Dauer der Beschäftigungsverträge

Hingegen lobt Fanbeiratsvertreter Hennig den positiven Austausch und die bessere Zusammenarbeit, die sich mit dem SPI während der problematischen Zeit entwickelt haben. „Wir wünschen uns, dass das so fortgesetzt wird“, sagt er.

Problematisch bleibt indes die Dauer der Besetzung. Beide Stellen sind nur auf ein Jahr befristet. Doch braucht gerade Fanarbeit personelle Kontinuität, um Vertrauen zu schaffen. Das Problem hat das Babelsberger Fanprojekt jedoch nicht allein. Und die Ursachen für ein lediglich befristetes Wirken von Sozialarbeitern in Fußballfanszenen sind wechselseitig. So beklagt die bundesweite Koordinationsstelle für Fanprojekte seit Längerem eine erhöhte Fluktuation und geringe Verweildauer von Projektmitarbeitern, was an der anstrengenden und intensiven Arbeit liege.

Projekt wird vom DFB, dem Land und der Stadt finanziert

Doch ist SPI-Bereichsleiter Stefan Zaborowski sicher, dass die Beschäftigung der beiden neuen Mitarbeiter in Babelsberg über ein Jahr hinausgeht. „Wir sind dabei ja abhängig von den Geldgebern“, sagt er. Das sind neben dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Stadt und Land. Und diese würden über ihre Zuschüsse jährlich entscheiden, hätten dem SPI aber deutlich signalisiert, dass eine dauerhafte Arbeit gewünscht ist. „Daher habe ich keine Sorge, dass die jetzigen Mitarbeiter auch längerfristig tätig sein werden“, so Zaborowski. Zudem halte er es für möglich, dass ein dritter Mitarbeiter beschäftigt wird. „Wenn die Stelle vom Jobcenter Potsdam finanziert wird, würde sie vom DFB mit dem gleichen Betrag gefördert werden“, sagt er. Diese Personalie zu klären, obliege nun dem neuen Projektleiter.

Das Babelsberger Fanprojekt war mit dem Aufstieg des SV Babelsberg 03 in die zweite Bundesliga 2001 gegründet worden und lief zunächst unter der Trägerschaft des Diakonischen Werkes. Nach dessen Insolvenz wurde die SPI-Stiftung Träger. Ziel ist es, jugendlichen Fußballfans des Vereins Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Fankultur zu ermöglichen. Zentraler Anlaufpunkt der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist der Fanladen in der Karl-Gruhl-Straße. Das Projekt finanziert sich zu je einem Drittel von der Stadt Potsdam, dem Land Brandenburg sowie dem DFB.

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