Landeshauptstadt: Dreiklang in d-Moll über der Stadt
Gestern wurden die neuen Bronzeglocken von St. Peter und Paul geweiht
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Innenstadt - Mit dem Holzhammer wurden die drei neuen Bronzeglocken angeschlagen. Weihbischof Wolfgang Weider weihte gestern Abend während einer festlichen Messe anlässlich des Patronatsfestes in der Propsteikirche St. Peter und Paul die Glocken, die noch auf einem Gerüst vor dem rechten Seitenaltar bis voraussichtlich Oktober ausharren müssen.
Ihr Guss wurde notwendig, weil die drei Stahlglocken, die nach 1951 auf den 64 Meter hohen Turm des Gotteshauses kamen, mittlerweile marode wurden. Mitten im Zweiten Weltkrieg musste die Gemeinde drei der vier Bronzeglocken zum Einschmelzen hergeben. Sie sollten nach Meinung der Nationalsozialisten dazu beitragen, den Krieg zu gewinnen. Nach fünfzig Jahren Stahlglocken-Klang bekam der Turm in den vergangenen Jahren gefährliche Risse im Gemäuer, so dass er saniert werden muss. Bis zum Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann werden die neuen Glocken auf den Turm gezogen, so dass sie wieder klangvoll die Gläubigen zur Messe ruft.
Nach katholischer Tradition erhielten die Kirchenglocken Namen. So wurde die Glocke mit dem Ton „f “ ( Durchmesser 1210 mm, Gewicht 1100 kg) mit den Namen der Kirchenpatronen Peter und Paul benannt. Neben dem Relief der Heiligen findet man auf ihr eine Umschrift, die dem Buch der Psalmen entnommen wurde: „Ihre Botschaft geht hinaus in alle Welt“. Dann die Textzeile des Liedes „Üb immer Treu und Redlichkeit“ sowie den Hinweis „Gestiftet von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ (TPG).
Der in Auflösung befindliche Verein trennte sich mit seinem Millionenspendenkonto vom Wiederaufbau der Garnisonkirche, weil er inhaltlich mit den Zielen ihrer Fördergesellschaft kollidierte. Die katholische Propsteigemeinde konnte sich also freuen, denn sie erhielt von der TPG, über deren Finanzen heute die Stiftung „Preußische Kulturerbe“ verfügt, 40 000 Euro Spenden für den Guss der drei Glocken. Und so liest man auf den Glocken „d“ ( Durchmesser 730 mm, Gewicht 240 kg“ ) und „f“ (Durchmesser 625 mm, Gewicht 160 kg) den Namen des jetzigen Spenders: „Preußisches Kulturerbe“. Die erstgenannte ist Maria gewidmet, die andere dem heiligen Benedikt. Natürlich erhielt auch sie eine Umschrift, nämlich „Mein Geist jubelt über Gott + meinen Retter“ sowie „Kein Unglück ewigk“. Für die kleinste Glocke wurde unter anderen die Anfangszeile des Chorals „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehrn“ gewählt. Gestaltet wurden sie von den beiden Potsdamer Künstlern Wiebke Eyermann und Oliver Wenzke.
Gegossen wurden die drei Glocken in der Traditionsgießerei Bachert in Karlsruhe. Die Firma hatte auch für die Frauenkirche in Dresden die Glocken gegossen. Ende Mai waren Potsdamer Gemeindemitglieder beim Glockenguss in Karlsruhe dabei – ein spannender und feierlicher Augenblick. Nun wird die Spannung in Potsdam noch steigen, wenn die drei Glocken im Herbst im Verein mit der vierten verbliebenen Bronzeglocke sich zu einem d-Moll-Dreiklang vereinigen.
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