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Sport: „Du bist doch die aus Athen“

Yvonne Bönischs Leben hat sich durch ihren Olympiasieg verändert – jetzt kämpft sie mit schwerer Verletzung

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Yvonne Bönischs Leben hat sich durch ihren Olympiasieg verändert – jetzt kämpft sie mit schwerer Verletzung Judoka müssen selbstbewusst auf die Tatami gehen, um eine Chance zu haben. Yvonne Bönisch, die Judo-Olympiasiegerin vom UJKC Potsdam, ist inzwischen selbstbewusst genug, um ihre Leistung richtig einzuordnen. „Ich habe damit gerechnet, dass ich in der Sportlerumfrage gewinne. Da ich in der Frauen-Wertung die einzige Olympiasiegerin war, konnte – wenn Leistung zählt – kein anderes Resultat herauskommen. Aber ich freue mich natürlich auch sehr über meinen Sieg.“ Die 23-Jährige, die mehr als die Hälfte aller Umfrage-Stimmen einheimste, hat in diesem Herbst schon mehrere Auszeichnungen erhalten. Im Olympischen Museum von Lausanne wurde sie mit dem „SportStarAwards 2004“ gewürdigt, die Europäische Judo-Union kürte sie zur besten weiblichen Judoka des Jahres 2004. Auf zahlreichen Empfängen musste sie ungezählte Hände schütteln, aber: „Am meisten hat mich der Empfang durch meinen Heimatverein in Potsdam berührt – weil das ganz persönlich war und ich genau wusste, wer und was dahinter steckt“, blickt Bönisch auf bewegende Tage zurück. Wohl wissend, dass ihr Olympiasieg ihr Leben verändert hat. „Als ich aus Athen zurückkam, waren meine Freunde und Trainingspartner schon ein bisschen anders: Sie haben ein bisschen nach oben geguckt“, erinnert sie sich. „Aber da ich nicht der Typ bin, der den Erfolg so raushängen lässt, war schnell alles wieder normal.“ Mittlerweile wird sie immer wieder mal auch auf Potsdams Straßen erkannt. „Manche gucken nur, manche sprechen mich auch an: Du bist doch die aus Athen.“ Und sie hat neue Sponsoren. Judobekleidungs-Hersteller KWON hat mit ihr einen Vertrag bis Peking 2008, die Firma Heizprofi unterstützt sie, für die VDS, das Verbundnetz für den Sport, ist sie künftig als Botschafterin tätig. Auch für ihren Verein war ihr Athener Triumph segensreich: Endlich soll der UJKC nun eine bezahlte Trainerstelle bekommen, auch die Einschulung junger Judoka an der Potsdamer Sportschule ist wieder in Sicht – wenn der Landesausschuss Leistungssport im nächsten Frühjahr dazu grünes Licht gibt. Wobei sich Bönisch auch angesichts international erfolgreicher U20-Weißkittel ihres Vereins sicher ist: „Der Landesverband kann uns jetzt nicht mehr so wie in der Vergangenheit ignorieren!“ Derzeit weiß Yvonne Bönisch nicht so recht, wohin ihre Gefühle auspendeln sollen: Vom Olymp wurde sie vor einigen Wochen jäh ins Tal der Verzweiflung gestoßen. Beim Training riss ihr das hintere Kreuzband im linken Knie. „Jetzt muss ich vier bis sechs Monate pausieren. Aber ich gucke nach vorn und bin optimistisch“, erzählte sie. „Anfang April will ich wieder auf der Matte stehen, im September will ich nach Kairo zur WM.“ Nicht unmöglich: Im Endkampf der WM 2003 verletzte sich Bönisch den linken Ellenbogen, im olympischen Finale 2004 bezwang sie die amtierende Weltmeisterin Sun Hui Kye!

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