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Sport: Duell der Nerven

Waldstädter Regionalliga-Volleyballerinnen gewannen Potsdam-Derby gegen SC im Tiebreak

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Waldstädter Regionalliga-Volleyballerinnen gewannen Potsdam-Derby gegen SC im Tiebreak Von Michael Meyer Lachend lief Nicole Eichner durch das Foyer der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee, nahm einen Schluck aus der Sektflasche und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich weiß noch gar nicht, was ich sagen soll – mir ist unbeschreiblich zumute“, meinte die 23-jährige Volleyballerin, die am Freitagabend nach 103 Spielminuten mit einem Schmetterball zum 15:10 im Tiebreak das Regionalliga-Duell zwischen Gastgeber SC Potsdam und Aufsteiger WSG Waldstadt zugunsten der Gäste entschied. „Ich hatte vorher ordentliches Nervenflattern“, gestand Eichner nach dem 3:2-Sieg. „Aber wir hatten ja nichts zu verlieren und ließen uns nicht einschüchtern.“ Das Potsdam-Derby der Frauen-Regionalliga Nordost war vor über 350 Zuschauern vor allem ein Duell der Nerven. Das junge SC-Team warf die besseren volleyballerischen Grundfähigkeiten in die Waagschale, produzierte aber zu viele eigene Fehler, die letztlich den aufopferungsvoll kämpfenden Waldstädterinnen den Weg zum Erfolg öffneten. „Wir haben heute dem psychischen Druck nicht stand gehalten“, analysierte SC-Trainer Morten Gronwald, und seine Mannschaftsführerin Melanie Höppner unterstrich dies: „Eine solche Atmosphäre auf den Zuschauerrängen hatten wir vorher noch nie Wobei ich aber auch sagen muss, dass die WSG gut spielte.“ Daher gaben die Gastgeberinnen den 1. Satz nach 24:23-Führung auch noch mit 24:26 ab, und als die WSG im zweiten Teilabschnitt nach anfänglicher Ausgeglichenheit (5:5) erstmals in Führung ging (7:5), ließ sie sich den Vorsprung nicht mehr nehmen und gewann 25:17. Wer gedacht hatte, nach dieser 2:0-Führung sei der dritte Satz für die Waldstadt nur noch eine Formsache, sah sich indes getäuscht. „Es gibt dieses unerklärbare Phänomen, dass nach zwei gewonnenen Sätzen oft ein ominöser dritter kommt“, meinte Arno Goreczko-Ließ. Der 72-jährige WSG-Coach hat in seiner langen Trainertätigkeit am Netz schon viel erlebt. Auch am Sonnabend war es so: Als der SC verloren schien, bäumten sich die Youngster um ihre „Seniorin“ Juliane Plepp (25) auf und gewannen die beiden folgenden Sätze je 25:20. „Da hatten wir nichts mehr zu verlieren, und plötzlich klappte es“, meinte später Melanie Höppner. „Am Anfang des 5. Satzes brachte uns aber mangelnde Konzentration gleich wieder 0:4 in Rückstand.“ Das war letztlich die Entscheidung. „Vorm Tiebreak hat Arno uns gesagt: So, jetzt seid Ihr wieder dran“, erinnerte sich Karen Nikusch an die entscheidende Phase. „Da haben wir uns gesagt: Sekt oder Selters.“ Ausschlaggebend für den Erfolg des Liga-Neulings war nach Meinung der 29-jährigen WSG-Zuspielerin – die einst bei Goreczko- Ließ und Jens Hugo trainierte und später wegen ihres Studiums beim Regionalligisten VC Dresden spielte, ehe sie zum TSV Spandau ging und vor einem Jahr in die Waldstadt kam – die mentale Stärke ihres Teams. „Volleyballerische Nachteile haben wir mit Kampf und Teamgeist wett gemacht.“ In der Tabelle liegen die Waldstädterinnen mit 6:0 Punkten und immer noch weißer Weste derzeit deutlich vor dem SC Potsdam (4:4), was Trainer Goreczko-Ließ zumindest äußerlich gelassen bleiben lässt. „Das ist toll, sind jetzt aber nur sechs Punkte gegen den Abstieg. Abgerechnet wird zum Schluss“, erläuterte er. Bei Nicole Eichner herrschte trotzdem Sonnenschein. „Bei uns ist nicht nur die Stimmung in der Mannschaft prima, wir sind auch stark“, erklärte sie, ehe die Waldstädterinnen im Babelsberger „jwd“-Klub bis weit nach Mitternacht ihren Erfolg gebührend feierten.

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