Von Michael Meyer: Duell um Tabellenspitze
Turbine Potsdam tritt beim Verfolger Frankfurt an
Stand:
War da nicht was Ende August? Richtig: Im Frauenfußball-Bundesligaspiel Turbine Potsdam – FFC Frankfurt schleuderte Turbines Tabea Kemme in der 24. Minute bei einem Einwurf Gäste-Stürmerin Kerstin Garefrekes den Ball aus Nahdistanz ins Gesicht, sah daraufhin die Rote Karte und wurde für vier Punktspiele gesperrt. Frankfurts Trainer Sven Kahlert geriet mit der Potsdamerin verbal und leicht körperlich aneinander, musste auf die Tribüne und erhielt für das folgende Meisterschaftsspiel des FFC Innenraumverbot.
Treffen Turbine Potsdam und der FFC Frankfurt aufeinander, ist immer besonders viel Pfeffer mit im Spiel. Auch emotional, da mit Torfrau Nadine Angerer, Abwehrchefin Ariane Hingst und Stürmerin Conny Pohlers einstige Potsdamer Führungsspielerinnen inzwischen das Frankfurter Trikot tragen. Hoch hergehen wird es auch, wenn sich am kommenden Sonntag beide Mannschaften im Frankfurter Stadion am Brentanobad erneut gegenüberstehen – zumal es dann um die Tabellenführung geht. Turbine hat mit 34 Zählern gerade mal einen Punkt Vorsprung vorm unmittelbaren Verfolger vom Main und will seinen Spitzenplatz verteidigen. Mit Kemme und Garefrekes, die am 29. August beim Potsdamer 2:1-Heimsieg die Gäste in Führung geschossen hatte, werden auch die beiden Beteiligten des damaligen Aufregers im Karl-Liebknecht-Stadion dabei sein.
„Ach, die Geschichte ist abgehakt“, meint Tabea Kemme, die übermorgen mit Turbine die Tabellenführung ausbauen will, es dabei aber nicht wieder unmittelbar mit Garefrekes als Gegenspielerin zu tun haben soll. Garefrekes, die in einer Umfrage des Deutschen Fußball-Bundes von den Bundesliga-Trainerinnen und -Trainern zur „Spielerin der Vorrunde“ gekürt wurde, beackert im Frankfurter Team vornehmlich die rechte Außenbahn. Die 31-Jährige könnte dort diesmal auf ihre Potsdamer Nationalmannschafts-Kollegin Bianca Schmidt treffen, während Kemme auf die eigene rechte Seite ausweicht. „Wir haben in den letzten Spielen gegen Hamburg, Neulengbach und Bayern München verschiedene Aufstellungen probiert“, sagt dazu Turbines Cheftrainer Bernd Schröder. „Natürlich müssen wir immer auch auf den Gegner achten. Es geht aber vor allem darum, unsere eigene Spielweise zum Tragen zu bringen – auch am Sonntag in Frankfurt.“
Schröder sieht seine Mannschaft dort nicht in der Favoritenrolle – im Gegenteil. „Frankfurt bringt im Durchschnitt sechs Jahre mehr Erfahrungen als wir mit auf den Platz und stellt gleich sieben Spielerinnen für das Länderspiel in der nächsten Woche gegen Nigeria, während von uns fünf Spielerinnen dabei sind. Das sagt viel über die Rollenverteilung aus, auch wenn wir momentan ganz oben stehen“, erklärt Potsdams Coach. „Potsdam hat ein gewachsenes Team, das physisch und psychisch sehr stark und gewohnt ist, über die gesamte Saison hohe Belastungen zu gehen“, lässt währenddessen Frankfurts Trainer Sven Kahlert wissen. „Aber auch wir befinden uns derzeit in einem hervorragenden psychischen und physischen Zustand und ich bin mir sicher, dass es ein heißer Kampf um die Tabellenführung werden wird.“ Besonderer Reiz der Partie: Die numerisch beste Abwehr (Turbine mit acht Gegentoren) trifft auf den zahlenmäßig besten Angriff (Frankfurt mit 57 Treffern), der mit Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes (je 15 Treffer) und Conny Pohlers (12) gleich drei Kickerinnen unter den Top- Fünf der aktuellen Torjäger-Tabelle hat. Potsdams Stürmerin Anja Mittag steht dort mit zehn Treffern auf Platz sieben.
Chancenlos ist Turbine trotzdem nicht – glaubt Tabea Kemme. „Wenn wir uns richtig anstellen, können wir auch in Frankfurt gewinnen“, sagt die 18-Jährige. „Es kommt auf die Tagesform an“, meint Schröder, der zuletzt eine spielerische Steigerung seiner Mannschaft registrierte. „Für uns ist es wichtig, nicht zu verlieren und die Partie mit elf Spielerinnen zu beenden.“ Im April dieses Jahres hatte Potsdam am Main schon nach 34 Minuten Nadine Keßler mit Gelb-Rot und am Ende mit 1:2 verloren.
Anpfiff ist am Sonntag um 14 Uhr (live im rbb und Hessen 3).
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