zum Hauptinhalt

Sport: Duisburg zweifach cleverer

FCR gewann DFB-Pokalspiel in Potsdam mit neuer Sürmerin aus Island 3:2, während der FFC Turbine Anja Mittags mögliches Mitwirken verschlief

Stand:

Für den FFC Turbine Potsdam ist die Frauenfußball-Saison 2006/07 so gut wie gelaufen, noch ehe sie richtig in Schwung gekommen ist. Gestern flog der Cup-Verteidiger durch ein 2:3 (1:2) daheim gegen den FCR Duisburg schon in der 2. Hauptrunde aus dem DFB-Pokal, nachdem er vier Tage zuvor an gleicher Stätte gegen Bröndby IF aus dem UEFA-Women`s Cup ausgeschieden war. Und in der Meisterschaft kassierte der Titelverteidiger bereits zwei Niederlagen

„Ganz überraschend kommt für mich die Durststrecke, die jetzt vor uns liegt, nicht; so blauäugig sind wir ja nicht angesichts unserere jungen, umgeformten Mannschaft“, räumte Potsdams Trainer nach dem Abpfiff ein. Und: „Duisburg ist heute verdient weitergekommen.“

In der Tat: Die Gäste zeigten sich schneller, ballsicherer, auch geistig frischer und gingen früh in Führung, als Margret Vidarsdottir von links vors Turbine-Tor flankte und Jennifer Oster flach zum 0:1 vollendete (7.). Ein Schock, von dem sich die Gastgeberinnen nur schwer erholten. Zumal der FCR mit einem Fünfer-Mittelfeld vor der Vierer-Abwehrkette viel Druck aufbaute, mit dem Potsdams Defensive immer wieder Riesenprobleme bekan. So fiel Duisburgs 2:0 fast logisch: Simone Laudehr traf nach einem Einwurf der Ex-Potsdamerin Viola Odebrecht volley (35.). Hoffnung keimte noch einmal auf, als Aferdita Kameraj nach einem zu kurz abgewehrten Kuznik-Kopfball zu Potsdams Anschlusstreffer abstaubte (43.) und und Turbine mit frischem Elan aus der Pause kam, wofür Ariane Hingsts Heber an die Lattenoberkante (47.) sprach. Vidarsdottirs 1:3 (51.) nach Fehler Britta Carlsons und Zuckerepass Laudehrs war dann aber doch spielentscheidend. In einer packenden letzten halben Stunden mit Chancen hüben wie drüben verkürzte zwar Conny Pohlers nach einem Foul an Carlson vom Elfmeterpunkt aus zum 2:3 (84.), doch alle weiteren Bemühungen blieben ergebnislos. Auch nachdem Duisburgs kurz zuvor erst für Vidarsdottir eingewechselte Andrea Lenart mit Gelb-Rot vom Platz flog (90.), rettete ein cleveres FCR-Team – in dem die am Sonnabend vom Verein suspendierte Trainer-Kritikerin Inka Grings fehlte – den Vorsprung über die Nachspielzeit.

„Das war ein verdienter Sieg in einem überaus guten Frauenfußballspiel“, resümierte Duisburgs Trainer Dietmar Herhaus, dem sein größter Coup schon vorm Anpfiff gelang: Mit Vidarsdottir als neuer und gestern stets gefährlicher Sturmspitze überraschte er seinen Kollegen Schröder sichtlich. Die isländische Nationalstürmerin, zu Jahresbeginn bei Turbine im Probetraining, wechselte Anfang Oktober von Valur Reykjavik zum FCR, für den sie seit dem 9. Oktober in Freundschaftsspielen eingesetzt werden darf – ebenso wie Schweden-Rückkehrerin Anja Mittag seit dem 5. 10. für Turbine. Doch während die Potsdamerin wegen eines entsprechenden Schreibens des Fußball-Landesverbandes auf der Tribüne saß, waren die Gäste auch hier cleverer. Sie fanden in der DFB-Spielordnung einen Passus, der Turbine entging. In Paragraph 44, Absatz 6, heißt es unter anderem: „In Pokalspielen der DFB-Hauptrunde dürfen in Amateur-Mannschaften (wozu die Frauen-Bundesliga gehört/d. Autor) auch Spieler eingesetzt werden, die bereits für Freundschaftsspiele der Amateur-Mannschaften dieses Vereins spielberechtigt sind.“ Noch weit nach Spielschluss ärgerte sich Schröder: „Das ist der Hammer des Jahres! Das hätten wir auch wissen müssen, dann hätte ich doch Anja Mittag stürmen lassen! Unser Landesverband hätte uns aber auch einen entsprechenden Hinweis geben können.“ Einen zunächst angedachten Turbine-Protest gegen Vidarsdottirs Einsatz werde es deshalb nicht geben.

Turbine: Angerer; Kuznik, Becher, Peter; Carlson, Sainio, Hingst, Zietz; Podvorica (60. I. Kerschowski), Pohlers, Kameraj.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })