
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Durch die Baustelle zum Happy End
Drewitzer Schüler erarbeiteten ihre eigene Fassung von Orpheus und Eurydike
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Man kommt sich selbst ein bisschen vor wie Orpheus auf dunklen Irrwegen. Um die Schülervorstellung von Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“ an der Priesterwegschule in Drewitz zu besuchen, geht es entlang der Baustelle über holprige Wege in die hell erleuchtete Turnhalle. Der Umbau des Hauses zur Stadtschule liege gut im Plan, erfahren wir von Direktorin Elvira Eichelbaum. Doch auch wenn es dann bald eine Aula gibt, das Opernprojekt werde wohl weiter in der Turnhalle aufgeführt, erklärt sie auf Nachfrage. Dort hätten die Protagonisten mehr Raum zur künstlerischen Entfaltung.
Bereits zum vierten Mal gibt es einen Opernworkshop an der Priesterwegschule und die Zusammenarbeit mit den Musikern der Kammerakademie soll fortgesetzt werden. Da die Potsdamer Winteroper in diesem Jahr Glucks „Orpheus und Eurydike“ in neuer Inszenierung zeigt, haben sich auch die Schüler der 5b und 5 c – es gab insgesamt 40 Darsteller plus Bühnenbildner – diesem Werk zugewandt. Genau einen Tag vor der Winteroper-Premiere der Großen zeigten sie am Donnerstagabend eine ganz eigene Version.
Die beiden Regisseure Bianca Baalhorn und Christoph Hampe konnten sich dabei auf die Fantasie der Schüler verlassen. Die Orpheus-Sage sei gut bekannt gewesen und zur Umsetzung gab es viele Vorschläge, erzählt Baalhorn. Auch bei der Besetzung habe sie sich auf die Vorschläge der Schüler gestützt.
Und die hatten gut gewählt, denn John Vetter verkörperte einen Orpheus mit all seinem Schmerz und Tatiana Gandrabur als Eurydike schaffte es, immer präsent zu sein, auch wenn sie stumm hinter einer Wand eingeschlossen war. Dafür durfte der Liebesgott Amor gleich in mehrfacher Gestalt auftreten. Die vielen Amors mit den rotblinkenden Herzen hatten sichtlich Spaß daran, das Paar in Liebe zu vereinen. Wie bei Gluck gibt es ein Happy End und das wird gefeiert mit Radschlagen, Breakdance und anderen Einlagen, die die Fröhlichkeit aufs Publikum überschwappen ließen und großen Beifall auslösten. Also auch ein Happy End der Aufführung.
Für das Bühnenbild, das aus stilisierten Felsen bestand, hatten Philip Langer und Kasia Zasada den Anstoß gegeben und waren sofort auf begeisterte Zustimmung gestoßen. „Es ist erstaunlich, was die Kinder sich alles unter den mit Folie beklebten Holzkonstruktionen vorstellen konnten“, sagt Zasada. Der Opernworkshop regte nicht nur die Fantasie an, er hat auch die Liebe zur klassischen Musik geweckt. Die Schülerinnen Samantha Letzel, Leonie Löffler und Antonia Schildknecht fanden es am Anfang sehr schwer, Gluck zu singen, dann aber habe es immer mehr Spaß gemacht. Und John, der eigentlich das Fußballspielen liebt, fand das Schauspielern toll. Er habe sich hineingedacht, wie ihm zumute wäre, wenn jemand Bekanntes stürbe, erklärt er. Den Besuch im Schlosstheater aber fanden alle prima. dif
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