Landeshauptstadt: Durch Zuhören helfen
Kinder- und Jugendtelefon der Diakonie will mit Spende weitere ehrenamtliche Mitarbeiter ausbilden
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„Für Kinder und Jugendliche spielen kleine Dinge oft eine große Rolle. Manchmal hilft allein das Zuhören“, sagt Matthias Richter. Deshalb überreichte er gestern in seiner Funktion als Mitarbeiter des Potsdamer Vereins „Bonnfinanz für Menschen“ eine Spende in Höhe von 750 Euro an das Kinder- und Jugendtelefon des Diakonischen Werkes Potsdam. Richter weiß, wovon er spricht, denn neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Finanzberater sitzt er selbst seit einem Jahr ehrenamtlich am Kummertelefon. Das zeige ihm, wie wichtig diese Arbeit sei.
Beim Sorgentelefon des Diakonischen Werks haben im vergangenen Jahr 7500 Kinder und Jugendliche angerufen, so Claudia Gratz, Leiterin des Kinder- und Jugendtelefons. Die meisten Anrufer seien im Alter von elf bis siebzehn Jahren. Die Zahl der eingehenden Anrufe steige seit der Einrichtung des Sorgentelefons 1999 von Jahr zu Jahr. „Das zeigt, wie präsent die Nummer und wie wichtig das Gesprächsangebot für Hilfesuchende sind“, so Gratz. Häufige Sorgen seien die erste Liebe, Erfahrungen mit Gewalt und Drogen, Ärger in der Schule oder Probleme im Elternhaus. Dabei sehe sich die Problemhotline vor allem als Helfer zur Selbsthilfe. Die jugendlichen Anrufer sollen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückerlangen und so selbständig Lösungen finden, so Matthias Richter. In schwierigen Fällen könnten die Mitarbeiter über weiterführende Hilfe informieren. Allerdings wären nicht alle Anrufe wirklich ernst gemeint. Manchmal riefen Jugendliche nur an, um die Mitarbeiter zu testen, aber auch das gehöre zum Erwachsenwerden dazu, so Richter. Außerdem wisse so ein Testanrufer, wie die Mitarbeiter im Ernstfall reagieren. Jeder Anruf werde daher ernst genommen.
Mit der Spende soll die sechsmonatige Ausbildung neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter finanziert werden. Denn der Bedarf an Helfern steigt mit der wachsenden Zahl der Anrufer. Doch erfreulicherweise sei auch die Bereitschaft zur Übernahme ehrenamtlicher Tätigkeiten sehr hoch, so Gratz. Derzeit arbeiten 22 Ehrenamtliche aller Berufsgruppen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren beim Jugendtelefon der Diakonie. Ein bis zwei Mal im Monat nehmen sie sich in ihrer Freizeit der Sorgen von Heranwachsenden an. Der Anrufer kann selbst entscheiden, welchem Mitarbeiter er seinen Kummer anvertrauen möchte – „gefragt sind dabei jedoch alle Altersgruppen“, so Gratz. Ältere profitieren von ihrem Erfahrungsschatz, Jüngere „sind noch näher dran an der Pubertät“. Nicht immer kommen die Anrufer aus Problemfamilien. Auch in fürsorglichen Elternhäusern gäbe es manchmal Dinge, die Jugendliche lieber nicht mit ihren Eltern besprechen wollen, so Gratz. Aber das sei in diesem Alter normal.
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