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Von Peer Straube: Durchbruch für die Speicherstadt

Architekt Rob Krier legt veränderten Entwurf vor / Als erstes wird das alte Mühlengebäude saniert / Investorensuche beginnt

Von Peer Straube

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Templiner Vorstadt - Der Weg für die ersten Neubauten auf dem Gelände der Speicherstadt ist frei. Schon in der nächsten Woche will die Pro Potsdam für die erste, knapp 12 000 Quadratmeter große Fläche per nationaler Ausschreibung einen Investor suchen. Das sagte Erich Jesse, Chef der Pro Potsdam-Vermarktungsfirma Polo gestern vor Journalisten.

Das Areal neben dem Persius-Speicher, das auch ein historisches Mühlengebäude nebst Anbau direkt an der Havel umfasst, galt in den letzten Monaten als Streitpunkt. Einen im letzten Jahr von der Pro Potsdam vorgestellten Entwurf für eine Wohnbebauung hatten insbesondere Denkmalpfleger als zu massig abgelehnt. Vor allem rieb man sich an der Höhe eines Neungeschossers direkt am Wasser, den die Pro Potsdam daraufhin um drei Geschosse abspeckte. Am Dienstag einigten sich alle Beteiligten – Denkmalpfleger, Grundstückseigentümer, Verwaltung und Bauausschuss – in einem Workshop nun auf eine grundsätzliche Umplanung. Die Entwicklung der Speicherstadt soll danach auf der Basis des Entwurfs der Architekten um den Kirchsteigfeld-Chefplaner Rob Krier erfolgen (siehe Grafik). Neu ist, dass die Bebauung insgesamt klareren Strukturen folgt und auch der Brauhausberg direkt in die Gesamtentwicklung einbezogen wird. Damit sei aber noch keine Entscheidung gefallen, die Schwimmhalle auf dem Brauhausberg abzureißen, betonte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Ein Bad auf dem Berg könnte auch in die Pläne integriert werden. Die Speicherstadt müsse ein lebendiges Quartier mit Wohnungen, Gewerbe und mit gastronomischen Einrichtungen sein, so Jakobs. Interesse gebe es auch von großen Industrieunternehmen, die hier Forschungseinrichtungen etablieren wollen.

Der erste Bauabschnitt umfasst neben der Sanierung des Mühlengebäudes mehrere Neubauten, deren Nutzung laut Jesse offen ist. Errichtet werden könnten sowohl Wohnungen als auch Bürogebäude. Auch die genaue Lage der Baukörper sei nicht an den neuen Entwurf gebunden, sie könnten auch um ein „paar Meter“ verschoben werden, so Jesse. Allerdings sollen potenzielle Investoren in der Ausschreibung verpflichtet werden, Kriers Entwurf als Grundlage für konkrete Planungen zu nehmen.

Schritt für Schritt sollen in den nächsten drei Jahren auch die Flächen nach Norden zum Bahnhof hin konkreter beplant und entwickelt werden. Schon weit gediehen ist dagegen die Sanierung der historischen Speicher, die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG gekauft hat. Laut deren Chef Ingo Bethge sind alle Wohnungen im Persius-, im Hampel- und im Boelcke-Speicher bereits verkauft. Als erstes sollen im September die 30 Wohnungen im direkt am Wasser stehenden Hampel-Speicher bezugsfertig werden. Vorfristig zum Jahresende könne man auch die 19 Wohneinheiten im Boelcke-Speicher übergeben, sagte Bethge. Für den Persius-Speicher habe man den Bauantrag eingereicht, die Sanierung soll noch in diesem Jahr starten. Hier entstehen ebenfalls 30 Wohnungen. Auf der Freifläche zwischen Speicher und Havel soll zudem eine Tiefgarage für 140 Autos Platz finden.

Um die Vermarktung der städtischen Flächen anzukurbeln, fanden gestern Abend in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Berlin/Brandenburg (BFW) eine Standortkonferenz und die 15. Immo-Lounge, eine Netzwerkveranstaltung der BFW, statt. Mit mehr als 300 Anmeldungen habe man ein Rekordinteresse verzeichnet, freute sich BFW-Vorstandschef Matthias Klussmann.

Die Speicherstadt gilt als das letzte große Filetstück in Citylage. Pläne für eine Entwicklung gab es seit 15 Jahren, sie scheiterten alle an den Eigentumsverhältnissen. Inzwischen hat die kommunale Pro Potsdam alle Grundstücke bis auf die historischen Speicher aufgekauft und will sie selbst vermarkten.

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