Landeshauptstadt: Durchbrüche am Schloss
Mitteschön fordert Tordurchfahrten / Kulka: Die kann sich „das Volk erkämpfen“ / Kritik an Synagoge
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Innenstadt - Die Bürgerinitiative Mitteschön hat gestern Abend die vielleicht bedeutsamsten Projekte der Potsdamer Mitte aufs Korn genommen: Das Landtagsschloss und die neue Synagoge. Im vollbesetzten Saal der Garnisonkirchen-Ausstellung in der Breiten Straße veranlasste Mitteschön-Sprecherin Barbara Kuster den anwesenden Landtagsarchitekten, Peter Kulka, zu wegweisenden Aussagen. Hinsichtlich der von Mitteschön geforderten seitlichen Tordurchfahrten, die das historische Stadtschloss einst besaß, erklärte Kulka, er habe notwendige Treppenhäuser an die Stelle der Durchfahrten vorgesehen, sowie „Türen, die können Sie öffnen“. Kulka, der seine Aussagen als „inoffiziell“ verstanden wissen wollte, erklärte, dies seien „Sollbruchstellen, die man öffnen könnte“. Natürlich liege das in der Hoheit des Landtagspräsidenten, doch das, und so Kulka wörtlich „kann man sich als Volk erkämpfen“. Kulka versicherte: „Der Hof wird öffentlich sein.“
Einen zweiten, seit langem erwartbaren Vorstoß unternahm Mitteschön hinsichtlich der Architektur der neuen jüdischen Synagoge in der Schlossstraße. Barbara Kuster machte bekannt, dass sich die Bürgerinitiative seit etwa einem Jahr mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde, des Bauvereins und des Landes Brandenburg um eine Verbesserung der Synagogenarchitektur bemühe. Diese Bemühungen seien abgeblockt worden und daher ergebnislos verlaufen. Wie berichtet, hatte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die gesellschaftliche Debatte um die Synagoge beenden wollen in dem er ankündigte, der Entwurf des Architekten Jost Haberland werde gebaut. Wie Mitteschön-Mitglied Ulrich Zimmermann darlegte, müsse sich die Architektur der Synagoge dem Potsdamer Leitbauten-Konzept „unterwerfen“. Von außen sei der Haberland-Entwurf „als Büro-Architektur wahrnehmbar, nicht als sakrales Gebäude oder gar als Synagoge“. Haberland habe keine Schuld an der Situation, das geforderte Raumprogramm habe ihm keine großen Möglichkeiten gelassen. Wenn 90 Prozent des Hauses durch ein Gemeindezentrum in Beschlag genommen werden, so Zimmermann, und nur zehn Prozent für den Gebetssaal übrig bleiben, dann „spiegelt sich das nach außen wieder“. Insbesondere zielt die Kritik Zimmermanns auf den seiner Ansicht nach „festungsartigen oberen Abschluss als Dachform“.
Mitteschön hatte in der Vergangenheit mit Rücksicht auf den allgemeinen Wunsch nach Wiedererrichtung einer jüdischen Synagoge auf eine öffentliche Kritik des Haberland-Entwurfes verzichtet. Hauptkritiker des Vorhabens war bislang der aus Israel stammende jüdische Dirigent Ud Joffe, der seit Jahren in Babelsberg wohnt. Auch der Rabbiner Nachum Presman, einst Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Potsdam, kritisiert den Haberland-Entwurf. Joffe und Presman haben inzwischen die jüdische Synagogen-Gemeinde gegründet, auch in Abgrenzung von der zumeist aus Einwanderern aus der früheren Sowjetunion bestehenden Jüdischen Gemeinde Potsdam. Deren Beharren auf ein Gemeindezentrum mit mehreren Büros sieht Joffe als Grund dafür, dass der Gebetssaal nicht groß, ebenerdig und repräsentativ geplant, sondern in die zweite Etage verlagert wird. Guido Berg
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