Sport: Durchmarsch ist jetzt Kampfziel
VfL-Präsident Holger Rupprecht über Potsdams Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga und nächste Pläne
Stand:
Am Sonntag ist der 1. VfL Potsdam praktisch in die 2. Handball-Bundesliga aufgestiegen. Was sagt der Vereinspräsident dazu, Herr Rupprecht?
Wir freuen uns natürlich riesig. Ein Aufstieg sechs Tage vor Spielserienende ist schon ziemlich außergewöhnlich. Der Sieg am Sonntag war für unsere Verhältnisse recht knapp, aber das war wohl auch psychologisch bedingt. Nachdem unser ernsthaftester Verfolger Flensburg-Handewitt II am Freitag verloren hatte, wollten unsere Spieler nun den Aufstieg perfekt machen. Da war schon ein bisschen Druck da.
An wem vor allem machen Sie den Wiederaufstieg in Liga zwei fest?
Eigentlich dürfte man niemanden aus der Mannschaft hervorheben, aber unseren Trainer Peter Melzer muss man schon nennen. Er hat mit der Truppe nahtlos an die grandiose zweite Halbserie angeknüpft, die schon in der letzten Saison gelang. Peter Melzer ist ein sehr guter Mann, der einen tollen Job macht. Er hat die Mannschaft so geführt, dass sie sich nie hängen ließ, konsequent jedes Spiel durchzog und jetzt ohne Punktverlust den Aufstieg geschafft hat. Man muss aber auch das Umfeld loben, vor allem unsere medizinische Abteilung mit Physiotherapeut Stefan Ruhle und Mannschaftsarzt Lutz Franz sowie allen Betreuern. Bis auf eine Knieverletzung Eric Kleiners sind wir bisher ohne schwere Verletzung durch die Saison gekommen. Das ist auch ein Unterschied zu früher.
Gelingt dem VfL nun der Durchmarsch durch die Regionalliga ohne Punktverlust?
Das ist jetzt Kampfziel. Die Mannschaft will sich auf keinen Fall den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung einhandeln. Den Vorwurf, dass sie nun die Beine hochnimmt, nicht mehr mit ganzer Kraft und Konzentration spielt und gegen Mannschaften verliert, gegen die sie gewinnen kann, wodurch andere Vereine benachteiligt werden. Die Truppe will alles versuchen, um die Saison mit null Minuspunkten zu beenden.
Wird der 1. VfL in der kommenden Zweitliga-Saison eine bessere Rolle spielen können als im Spieljahr 2006/2007, als ihm beizeiten die Luft ausging?
Definitv. Die Mannschaft ist jetzt viel stärker als unsere damalige und hat sich mit unserem jetzigen Trainer so gefunden, dass ich sage: Ich traue ihr zu, dass sie in der zweiten Liga nicht gegen den Abstieg spielen wird.
Muss der Verein dafür noch personell aufrüsten müssen?
Wenn, dann punktuell – darüber denken wir gegenwärtig nach. Große Veränderungen wird es nicht geben, weil die Mannschaft schon bewiesen hat, dass sie Zweitliga-Niveau hat. Das ist sehr erfreulich, weil wir deshalb nicht so unter Druck stehen, unbedingt neue Spieler verpflichten zu müssen. Mit unserer jetzigen Mannschaft können wir die Liga halten, und mit Verstärkungen auf ein oder zwei Positionen sind wir gut zweitliga-tauglich.
Sind die Finanzen für Verstärkungen da?
Es sieht ganz gut aus, aber es kann nie genug sein. Wir sind immer noch auf der Suche nach weiteren Förderern.
Wie groß muss Ihr Etat für die kommende Zweitliga-Saison sein?
Konkret beziffern kann ich den momentan noch nicht. Viel höher als der jetzige – geldmäßig 350 000 Euro plus Sachleistungen – wird er vermutlich nicht werden. Wunderdinge sind nicht zu erwarten. Aber vielleicht melden sich ja noch neue Sponsoren, die sagen: Super, was ihr da geschafft habt, wir wollen jetzt dabei sein.
Ist das Umfeld des Vereins schon zweitliga-tauglich?
Da haben wir Reserven, denn wir machen sehr viel ehrenamtlich und damit sehr viel amateurhaft. Wir überlegen derzeit, wie wir uns künftig in der Struktur des Vereins professioneller aufstellen, in der Geschäftsführung und dem Management beispielsweise. Das lebt derzeit alles von der Ehrenamtlichkeit, und wenn man in der zweiten Liga ordentlich mitmischen will, muss man sich da verbessern.
Die neue Potsdamer Sporthalle wird noch ein Weilchen auf sich warten lassen. Darf der VfL Potsdam seine Zweitliga- Spiele in der kommenden Saison in der Halle Heinrich-Mann-Allee austragen?
Ja, denn sie ist 2006 schon einmal von einer Kommission für die zweite Liga abgenommen worden. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass die Halle diesmal nicht genehmigt wird. Das Problem ist ja auch nicht sportlicher Natur. Das sind die katastrophalen Bedingungen für die Zuschauer. Was uns auch benachteiligt. Mit einer schönen, modernen Halle kann man die Zuschauerzahlen und damit die Einnahmen des Verein erhöhen. Wenn die neue Halle jetzt gebaut wird, haben wir die Zuversicht, dass wir nicht in der nächsten, aber wohl in der übernächsten Saison dort spielen können.
In jener Saison wird es dann um den Einzug in die neue, eingleisige zweite Bundesliga gehen.
Ja. Da werden wir dann Neunter von 18 Mannschaften werden müssen – und das ist ein extremer Anspruch. Das wird dann eine große Herausforderung, auch eine finanzielle. Diese eingleisige zweite Handball-Bundesliga wird eine zumindest halbprofessionelle Liga werden. Dafür werden auch wir zulegen müssen. Wenn bis dahin die neue Sporthalle fertig wäre, wäre das vom Timing her sehr gut für uns, denn von so einer neuen Halle kann man auch einen weiteren Schub durch Zuschauer und Sponsoren, die sich dort besser präsentieren können, erwarten. Ich bin da sehr optimistisch.
Wann wird Ihr Verein den Zweitliga-Aufstieg mit den heimischen Fans feiern?
Erst am letzten Spieltag am 2. Mai, wenn wir Cottbus empfangen. Ich hoffe, wir können dann gemeinsam unseren Aufstieg und den Cottbuser Klassenerhalt feiern.
Das Interview führte Michael Meyer.
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