Landeshauptstadt: „Dürfen wir die anfassen?“
Das Europäische Jugendparlament tagt in der Landeshauptstadt – Potsdamer Schüler sind die Gastgeber
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Innenstadt - Europas Jugend kommt nach Potsdam – und sie müssen dafür sorgen, dass es hier allen gefällt: Neun Schüler des Helmholtz-Gymnasiums kümmern sich um die 220 Jugendlichen aus 35 Ländern, die während der Sitzung des „European Youth Parliaments“ ab morgen bis zum 1. April der Stadt sind.
Keine leichte Aufgabe, wie die Gruppe aus dem 13. Jahrgang feststellt. Schließlich hatten alle Delegationen seit Oktober Zeit, sich vorzubereiten – nur die „Gastgeber“ wissen erst seit drei Wochen von ihrem Glück. Doch sie haben sich freiwillig gemeldet und sind mit vollem Einsatz dabei, auch wenn die Vorbereitungen nachmittags nach der neunten Schulstunde laufen müssen. Neben einer eigenen Präsentation zum Thema Migration in Europa, die sie vorbereiten, sollen die Schüler den Gästen auch die Stadt zeigen und zum „EuroVillage“ regionales Essen mitbringen. „Knödel“, schlägt Tobias Koch vor. „Oder lieber Döner“, wirft Maria Archangelskaja ein. „Pumpernickel und Butter, das ist schön einfach“, findet Nellie Horn. Schließlich einigen sie sich auf Brezeln und „Berliner“, also Pfannkuchen. Die Frage, ob die Franzosen dann vielleicht Schnecken mitbringen, muss erst einmal unbeantwortet bleiben.
Doch mit dem Menüplan ist die Arbeit nicht getan, schließlich wollen die 220 Jugendlichen auch die Stadt sehen. „Sie müssen Sanssouci sehen“, findet Anne-Marie Modler. „Aber ist das dein Potsdam? Wir sollten ihnen unsere Lieblingsplätze zeigen“, widerspricht Marie-Louise Flohr. Und noch jede Menge andere Fragen sind zu klären. Lehrer Alexander Hutton, der die Gruppe begleitet, notiert sich die Unklarheiten: Ob es einen Bus gibt, der die Leute herumfährt, wer das Essen besorgt, und ob die Schüler von ihrer Chemie-Klausur freigestellt werden können. Doch für die Eröffnungssitzung am Montag in der Schinkelhalle möchte eigentlich niemand Schule schwänzen: „Die Politiker können sich einfach nicht kurzfassen, das zieht sich bestimmt ewig hin“, sagt Nellie Horn. Erst auf den Einwurf hin, dass Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und Matthias Platzeck anwesend sein werden, gibt es Interesse: „Dürfen wir die anfassen“, witzeln die Schüler. Aber jeder von ihnen hat sich auch ernsthaft mit dem Thema Europa befasst. Von der Sitzung des Jugendparlaments erwarten sie Spaß, aber auch neue Einsichten. „Wir sind quasi die erste Generation, die überall ein bisschen war. Die Globalisierung weckt die Neugier und schafft ein Europa-Bewusstsein“ fasst Nellie Horn zusammen. Für Marie-Louise Modler sind vor allem Dinge wichtig, die sie in der Schule nicht erleben kann: „Da sitzen so viele Menschen, die alle anders drauf sind. Aber alle haben ein gemeinsames Ziel: Tolle Resolutionen zu verfassen.“
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