Landeshauptstadt: Easy Abi: Keiner fühlt sich schuldig Veranstaltungsfirma nach Pleite vor Gericht
Die Schüler zahlten und freuten sich auf ihren Abi-Ball. Doch die Agentur Easy Abi hielt sich vor knapp drei Jahren nicht an die Abmachungen.
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Die Schüler zahlten und freuten sich auf ihren Abi-Ball. Doch die Agentur Easy Abi hielt sich vor knapp drei Jahren nicht an die Abmachungen. Tausende von Abiturienten – darunter auch der komplette Jahrgang des Potsdamer Schiller-Gymnasiums – wurden um ihre Party gebracht. Nun wird der Fall vor dem Berliner Landgericht aufgerollt. Es geht um die Firma, die finanziell komplett ausgehöhlt in die Pleite gerutscht war. Wer bediente sich mit wessen Wissen und Wollen an den 360 000 Euro auf dem Firmenkonto?
Vier Geschäftsleute stehen vor Gericht: Schuldig fühlen sie sich nicht. Die Verbindungen zwischen ihnen sind verwickelt. Auf der einen Seite David H. und Marcel L., 30 und 36 Jahre alt. Sie waren bis 2011 die Gesellschafter der Firma und verkauften Easy Abi für 400 000 Euro an den Investoren Karl-Heinz R. Der 58-Jährige kam mit einem Scheck in Höhe von knapp einer Million Dollar. Dass er als Betrüger vorbestraft ist, wussten die anderen Akteure nicht. Als neuer Geschäftsführer wurde Rainer S. eingesetzt.
Als sich der Scheck von R. als wertlos erwies, floss das Vermögen der Firma als Kaufpreis an die Verkäufer – laut Anklage angeblich auf deren Betreiben. Untreue wird H., L. und S. vorgeworfen, bei R. geht die Anklage von Betrug zulasten der Vorbesitzer aus. Nun stellten sie sich als „arglistig getäuscht“ dar.
Reiner S., 67, letzter Geschäftsführer von Easy Abi mit Sitz in Kreuzberg, sagte: Karl-Heinz R. habe in einer Villa in Grunewald residiert und über Millionen-Objekte gesprochen. Dem Mann habe er leider vertraut. „Ich wusste nicht, dass es von Schülern eingezahlte Gelder waren.“ Daniel H. wiederum will sich mit dem Scheck nicht befasst haben. S. habe sich als neuer Chef um die Kaufpreis-Überweisung gekümmert. Und L. sagte, er habe lediglich ein Unternehmen, das völlig in Ordnung war, verkauft.
Im Skandal wurden bei den mutmaßlichen Verantwortlichen insgesamt rund 360 000 Euro beschlagnahmt. Allein die rund 100 Potsdamer Schüler hatten damals 16 000 Euro gezahlt. Die geprellten Abiturienten aber mussten sich Ersatz-Partys organisieren. Viele Sponsoren halfen aus. Ein vorsätzlicher Schwindel durch Easy Abi zulasten der Schüler konnte nicht nachgewiesen werden. K.G.
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