Aus dem GERICHTSSAAL: Ebay-Betrügereien mit EC-Karte?
Verfahren wegen Beihilfe gegen 3000 Euro Geldauflage eingestellt
Stand:
Ramona R.* (29) bemüht sich nach Kräften, die ihr zur Last gelegte Beihilfe zum Betrug zu entkräften. Sie zieht ein – leider nicht vollständiges – Bündel Kontoauszüge aus der Tasche. Sie sollen belegen, dass die Kauffrau für Bürokommunikation ihr Konto ausschließlich für die üblichen Transaktionen nutzte. Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, Ramona R. habe ihre EC-Karte samt Geheimnummer zwischen dem 1. und 6. Juli 2005 einem Unbekannten überlassen. Der soll bei Ebay Waren angeboten und das Konto von Ramona R. zur Entgegennahme der Geldbeträge von rund 4000 Euro verwendet haben. Allerdings warteten die Interessenten vergeblich auf CD-Monitore, Autoradios, Camcorder, MP3-Player oder Digitalkameras. Diese Artikel existierten allein in der Phantasie des Unbekannten, der sich dadurch eine munter sprudelnde Einnahmequelle verschaffte. Ramona R. – so der Vorwurf der Anklage – leistete diesen Straftaten Vorschub.
Der Verteidiger erklärt im Namen seiner Mandantin, sämtliche Tatvorwürfe seien nicht richtig. Ramona R. habe ihre EC-Karte zuletzt am 23. Juni 2005 genutzt. Danach müsse sie ihr abhanden gekommen sein. Da sie selten mit dem „Plastikgeld“ bezahlte, sei ihr der Verlust erst gar nicht aufgefallen. Zu jener Zeit sei sie noch mit einem gewissen Rico R.* verlobt gewesen. Der habe auch Zugriff auf ihr Konto gehabt. „Wir wollen keine Mutmaßungen anstellen, wer die EC-Karte samt PIN missbraucht hat. Aber Rico R. hat in der Vergangenheit exakt die Masche, die dem „Unbekannten“ in der Anklage angelastet wird, schon einmal durchgezogen“, berichtet der Verteidiger.
Rico R. (40) ist als Zeuge geladen. Er macht von seinem Recht auf Schweigen Gebrauch. So bleibt offen, ob er seine Ex-Verlobte schützen möchte oder sich bei wahrheitsgemäßer Aussage einer Straftat bezichtigen müsste. Anita A.*, Bankkauffrau der Filiale, in der die Angeklagte ihr Konto hatte, erinnert sich : „Das Konto wurde im März 2005 eröffnet. Am Anfang ist es ganz normal genutzt worden. Mit Beginn der Ebay-Betrügereien Anfang Juli gab es dann keine anderen Kontobewegungen mehr.“ Als mehrere Geprellte in der Bank anriefen, sich der Verdacht erhärtete, dass jemand das Konto von Ramona R. für kriminelle Transaktionen verwendet, wurde es gesperrt. Die Polizei begann zu ermitteln. „Die Angeklagte hat die Karte bis Juni regelmäßig für Einkäufe und zum Tanken genutzt. Ausgerechnet, als die Betrügereien begannen, will sie sie nicht vermisst haben? Das ist unglaubwürdig“, befindet das Gericht. Doch kommt Ramona R. mit blauem Auge davon. Sobald sie eine Geldauflage von 3000 Euro gezahlt hat, wird das Verfahren eingestellt. (*Namen geändert.) Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: