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Aus dem GERICHTSSAAL: Ecke des Anstoßes

„Seerose“-Eigentümer Guido Greifenberg soll 2000 Euro Bußgeld zahlen

Stand:

2000 Euro Geldbuße soll der Gastronom Guido Greifenberg zahlen, weil er 2008 eine Ecke außerhalb der von ihm gekauften runden Grünfläche an der „Seerose“ unberechtigt genutzt haben soll. Der Potsdamer legte Einspruch gegen die harsche Sanktion der Stadt ein. So kam es gestern zur Gerichtsverhandlung. Greifenberg bestritt nicht, zehn oder 20 Quadratmeter außerhalb des damals noch nicht vermessenen Terrains für ein genehmigtes Beachvolleyballfeld verwendet zu haben. Dies sei allerdings nicht vorsätzlich geschehen. Kurios: Mittlerweile gibt es Nachverhandlungen mit der Stadt, will ihm der Kommunale Immobilienservice (KIS), der die übrige Fläche bewirtschaftet, eben diese Ecke zueignen. Im Gegenzug soll der Gastronom auf einen großen Baum verzichten, der innerhalb seines Landes steht.

„Herr Greifenberg hat genau das gemacht, was heute übereinstimmend alle möchten“, stellte Amtsrichter Dirk Lorenz während der Bußgeldverhandlung klar. „Die Stadt sollte darüber nachdenken, das Verfahren einzustellen.“ Diesem Vorschlag konnte deren Vertreter – er war für eine erkrankte Kollegin eingesprungen und offenbar nicht vollständig mit der Materie vertraut – nichts abgewinnen. Aus seiner Sicht erging der Bußgeldbescheid gegen Guido Greifenberg zu Recht. Schließlich habe er sich eine Grünfläche zugeeignet, die der Stadt Potsdam gehört.

Um Graffiti-Schmierereien vorzubeugen und Obdachlose davon abzuhalten, sich in der „Seerose“ einen Schlafplatz einzurichten, sei die leer stehende Gaststätte an der Neustädter Havelbucht jahrelang mit einem Bauzaun gesichert gewesen, erzählte Greifenberg. Als er einen Teil des Terrains „für teures Geld“ erwarb, habe er die rot-weiße Absperrung als Provisorium respektiert, mit Bastmatten verkleidet und auf den Vermesser gewartet. „Ich wollte endlich wissen, welches meine Fläche ist“, so Guido Greifenberg.

„Vermessungsingenieure haben Termindruck. Da dauert es manchmal etwas, bis sie kommen“, warf Richter Lorenz ein. Der Gastronom hätte den Bauzaun – so wie er damals stand – nicht als Grenze ansehen dürfen. „Sie haben etwas Rundes gekauft. Da durften Sie nicht etwas Eckiges nutzen“, stellte er klar. Doch auch die Stadt Potsdam habe sich nicht korrekt verhalten. Als Greifenberg die Grünfläche erwarb, gingen naturgemäß sämtliche Rechte eines Eigentümers auf ihn über. „Einerseits soll er Schnee fegen und streuen, andererseits sagt die Stadt, wir wissen ja gar nicht, wo die Grenze verläuft“, monierte der Vorsitzende.

Der zur Verhandlung geladene Vertreter der Stadt erklärte, Greifenberg habe die Zaunfelder fest in der Erde verankert. „Um Gottes willen“, entgegnete der Gastronom. „Ich habe sogar 14 Felder herausgenommen. Die Absperrung ging ursprünglich über den Radfahrweg hinaus.“ Im Übrigen habe er stets in Absprache mit dem Grünflächenamt gehandelt. Ohne entsprechende Zeugen zu hören, komme man nicht weiter, befand Amtsrichter Dirk Lorenz gestern und setzte die Verhandlung aus. Am 5. Oktober soll es dann in die zweite Runde gehen. Hoga

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