Aus dem GERICHTSSAAL: Ehefrau geschlagen und Polizei gerufen
Ferid H. (26) ist groß und extrem kräftig.
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Ferid H. (26) ist groß und extrem kräftig. Seine Ehefrau wirkt neben ihm verhärmt und zerbrechlich. Verschüchtert schaut sie zum Richtertisch, schart ihre beiden kleinen Kinder um sich. Obwohl der Frau Gewalt nicht fremd erscheint, hätte es den Verhandlungstermin aus ihrer Sicht nicht geben müssen. Doch als die Polizeibeamten am 27. Mai 2005 mit eigenen Augen sahen, wie Ferid H. seine Gattin zweimal schlug, erstatteten sie Anzeige gegen den Bosnier. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Körperverletzung und betont das besondere öffentliche Interesse an der Strafverfolgung.
„Ich war total besoffen. Da habe ich meine Frau ein bisschen doller geschlagen als sonst“, sagt der Hartz-IV-Empfänger. Während die Gattin nach dem ersten Angriff mit der Tochter in Richtung Tram flüchtete, rief Ferid H. bei der Polizei an, gestand die Attacke. „Ich kann nur sagen, es tut mir leid“, beteuert der wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, Sachbeschädigung, Diebstahls, Hausfriedensbruchs sowie gefährlicher Körperverletzung Vorbestrafte, der zudem unter Bewährung steht.
Als die Uniformierten in der Wohnung Am Schlaatz eintrafen, machte Ferid H. nach Aussage einer als Zeugin geladenen Polizeikommissarin einen ruhigen, nicht übermäßig alkoholisierten Eindruck. „Sein Sohn klammerte sich an sein Bein. Ich fragte ihn, ob die Mama geblutet habe. Aber er sagte nur: Straßenbahn.“ Wenig später seien die Frau und das kleine Mädchen zurückgekommen. „Frau H. war sehr ärgerlich, uns zu sehen“, erinnert sich die Polizistin. „Sie versicherte, alles sei in Ordnung. Sie führe eine glückliche Ehe.“ Plötzlich habe Ferid H. seiner Frau einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. „Sie schrie, die Kinder stimmten ein. Wir wurden auch laut“, so die Kommissarin. Noch während sie versuchte, die Eheleute räumlich zu trennen, sei ein erneuter Hieb ins Gesicht der Frau erfolgt. „Herr H. wurde aus der Wohnung verwiesen. Seine Frau war dagegen.“ Während der Verhandlung beruft sich die Gattin auf ihr Aussageverweigerungsrecht. „Er ist mein Mann. Wir haben zwei Kinder“, meint sie leise. Die Staatsanwältin beantragt, den Bosnier für sechs Monate ins Gefängnis zu schicken. Der erklärt in seinem letzten Wort: „Meine Frau ist Analphabetin. Ich regle alles für die Familie. So etwas kommt bestimmt nicht mehr vor.“ Amtsrichter Francois Eckardt verurteilt Ferid H. zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung sowie 200 Sozialstunden. „Kann ich die auch in eine Geldbuße umwandeln lassen?“, fragt der Bosnier zum Erstaunen aller Anwesenden – schließlich ist er arbeitslos, hat jede Menge Zeit. Hoga
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