Landeshauptstadt: Eher Heirat als Adoption
Gemeindefusion von St. Nikolai und Zentrum-Ost
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Innenstadt/Zentrum-Ost - Die evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai wird größer. Zum 1. August fusioniert sie mit der Gemeinde im Zentrum Ost. Letztere mit ihren 480 Mitgliedern ist dann nicht mehr selbstständig, sondern gehört zu der dann 2700 Mitglieder starken St. Nikolai-Gemeinde. Gestern fand in der Nikolaikirche dazu ein Festgottesdienst statt. Die Vereinigungszeremonie besorgte Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz.
Seit anderthalb Jahren haben die beiden Gemeinden über die Fusion beraten. Nach Aussagen beider Seiten gab es mancherlei Vorbehalte und Misstrauen. Der ehemalige Pfarrer Eginhard Schmiechen stellte die rhetorische Frage, ob es wohl eine Heirat oder eine Adoption sei. Das Zusammenwachsen solle möglichst frei sein, und bei den Christen im Zentrum-Ost dürfe nicht das Gefühl entstehen, nur ein Anhängsel zu sein, riet er für die Zukunft. Nach Meinung von Joachim Uhlig, Vorsitzender des Gemeindekirchenrats von St. Nikolai, sei das Zusammengehen eher einer Heirat gleichzusetzen. Beide Räte hätten der Fusion zugestimmt. Eigentlich habe es keinen anderen Weg gegeben, war zu hören, denn nach dem Wegfall der Pfarrstelle mit dem Ruhestand von Anneliese Kleiß hatte Nikolai-Pfarrerin Susanne Weichenhan bereits die sogenannte „Vakanzverwaltung“ im Zentrum-Ost übernommen. Uhlig verwies darauf, dass durch weniger Einnahmen aus Kirchensteuern und Kollekten die Personalsituation immer enger werde. St. Nikolai hatte einmal drei Pfarrstellen, heute nur noch anderthalb. Immer mehr Stellen würden nach dem Ausscheiden aus Altersgründen mit dem Vermerk „kann wegfallen“ versehen.
Renate Seefeld, pensionierte Sozialarbeiterin, erinnerte daran, wie alles im Jahre 1976 im Zentrum-Ost und Am Stern angefangen hatte. Gemeinsam mit Pfarrer Joachim Jeutner hatte sie die Gemeinden in den Neubaugebieten formiert. Als Verantwortliche für den Besuchsdienst sei sie von Tür zu Tür gegangen und hatte die neuen Plattenbewohner nach ihrem christlichen Glauben befragt. Versammlungsort war das Souterrain im Oberlinhaus und die Oberlinkirche. Die Kuppel der Nikolaikirche sei aber von Anfang an ein Blick- und Orientierungspunkt für die Christen im Zentrum-Ost gewesen.Günter Schenke
Günter Schenke
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